Rezension

Es darf nicht vergessen werden

Das Mädchen von Ravensbrück
von Susanne Ayoub

Mitten im Krieg lebt Leni ganz allein in Wien, die Mutter ist gestorben und der Vater an die Front eingerückt. Ihre Eltern haben Leni schon als kleines Mädchen mit Politik in Berührung gebracht und sie unterstützt, ohne im Detail darüber nach zu denken den kommunistischen Widerstand. Zuerst gegen das Dollfuß-Regime und später gegen die Nazis.

Als Leni verraten wird, sitzt sie zuerst im Gefängnis „Liesl“ in Wien ein und wird später nach Ravensbrück verlegt. Sie erfährt physische und psychische Züchtigung und die Hinrichtungen vieler Mitgefangenen. Während der letzten Kriegsjahre wird Leni ins Konzentrationslager Ravensbrück verlegt und muss dort Unaussprechliches erdulden.

Gemeinsam mit einer Mitgefangenen gelingt Leni kurz vor Kriegsende die Flucht. Sie macht sich zu Fuß auf den Weg zurück nach Österreich.

Sie kommt in ein zerstörtes, deprimiertes Land zurück, das nicht nur erkennen muss auf der falschen Seite gestanden zu haben sondern auch, dass es sich schuldig gemacht hat.

Susanne Ayoub zeichnet ein schonungsloses Bild von einer Geschichte, die das Leben schrieb. Dabei schafft sie es meisterhaft, eine einfühlsame und der damaligen Zeit entsprechende Sprache zu verwenden und trotzdem nicht ins Klischee abzugleiten.

Die Protagonistin Leni ist sowohl als junges Mädchen als auch als gereifte Frau ein glaubwürdiger Charakter. Ihr Schicksal macht sprachlos, entfacht Wut und Rachsucht lässt aber Raum für Hoffnung, rührt zu Tränen und zeigt letzten Endes die unbändige Kraft einer Frau, die es sich nicht erlaubt zu unterliegen.