Rezension

Es geht bergauf

JACKABY - Der leichenbleiche Mann - William Ritter

JACKABY - Der leichenbleiche Mann
von William Ritter

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach ihrem (öden!) Ausflug an den archäologischen Fundort Gad’s Valley, sind Jackaby und Abigail Rook wieder zurück in New Fiddleham, wo mehrere Wissenschaftler unfreiwillig das Zeitliche segnen. Ein Zusammenhang zu dem zehn Jahre zurückliegenden Mord an Jenny Cavanaugh wird deutlich. Jackaby und Abigail nehmen die Ermittlungen auf und geraten in einen Strudel paranormaler Verschwörung hinein. Hinweise über Hinweise. Alle scheinen zu einem geheimnisvollen Stadtprojekt zu führen, das vor langer Zeit begonnen wurde.

Die Reihe ist immer noch etwas unausgereift. Aber alles in allem geht es mit dem dritten Teil wieder bergauf. Was ich nicht verstehe ist, warum William Ritter DIESES Buch nicht im Anschluss an seinen Reihenauftakt „Jackaby“ veröffentlicht hat. In Teil drei, „Der leichenbleiche Mann“, greift er nämlich genau die Fragen auf, die der Leser nach dem ersten Band im Kopf hatte, die in „Die verschwundenen Knochen“ aber stur ignoriert worden sind.

Hat sich noch jemand außer mir gefragt, was es mit dem Geist von Jenny Cavanaugh auf sich hat? Wieso Jackaby das Übernatürliche wahrnehmen kann? Sonst aber niemand? Inwiefern der Redcap relevant war? Dieser dritte Teil gibt etliche Antworten.

Jackaby und Abigail tauschen sich wieder mehr aus, was im „Knochen“-Band zu kurz gekommen ist. Es wäre allerdings toll, wenn sie ihre Spuren noch öfter besprechen würden. Ist das nicht das Schöne an klassischen Ermittlungskrimis? Dieses ganze systematische Durchexezieren? Das fehlt leider zu großen Teilen, wodurch das Netz aus Indizien ab und zu etwas unübersichtlich wird.

Jackaby lernt man in diesem Buch von einer anderen, ernsten Seite kennen. Man erfährt einiges über die Vergangenheit des Detektivs, was der launischen Figur gut tut und sie dem Leser näher bringt. Auch Jenny entwickelt sich zu einem wichtigen Teil der Geschichte. Ihre Vergangenheit wird klarer und damit einige Vorgänge in der Gegenwart. Hier wird ein Bogen gespannt, der entscheidend für das Gesamtbild ist.

Ritter erzählt (meistens) spannend, düster, leicht humorvoll und kreativ. Damit greift er auf die Stärken des ersten Bandes zurück. An manchen Stellen hakt es aber nach wie vor: Dann schweift der Autor unnötig ab, nimmt das Tempo zurück oder bleibt zu vage bei den Persönlichkeiten seiner Figuren. Und schließlich gibt es noch die Stellen, bei denen man deutlich spürt, dass er in Erklärungsnot ist und Informationen nachliefert, die er bisher schuldig geblieben ist. Siehe das Info-Dumping und die neuen, knapp umrissenen Figuren der letzten Kapitel. All das hätte man besser auf die bisher erschienenen Bücher verteilt.

Schlussendlich fehlt mir immer noch das letzte Fitzelchen Gespür für Jackabys Welt. Aber insgesamt laufen die Fäden ganz gut zusammen. Viel besser jedenfalls, als in dem meiner Meinung nach komplett überflüssigen zweiten Teil.

Fazit: Nach dem enttäuschenden zweiten Band habe ich die Geschichte argwöhnisch begonnen zu lesen und hoffnungsvoll beendet. Ich habe jetzt eine ungefähre Vorstellung von der Richtung der Reihe. Etwas mehr Augenmerk auf die Persönlichkeiten der Charaktere und den roten Faden wäre nicht schlecht. Band vier – ich bin gespannt auf dich!