Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Es geht stürmisch weiter

Die Ärztin: Stürme des Lebens - Helene Sommerfeld

Die Ärztin: Stürme des Lebens
von Helene Sommerfeld

Bewertet mit 5 Sternen

Achtung, leichte inhaltliche Spoiler aus Band 1 vorhanden.

Nachdem Ricarda als eine der besten ihren Abschluss als Ärztin in der Schweiz geschafft hat, steht sie nun in Deutschland vor neuen Schwierigkeiten. Aus Vernunft heiratet sie den Brauereierben Georg Kögler, denn Ricarda ist schwanger. 1890 kommt ihre erste Tochter Katharina Henriette, kurz Henny, zur Welt, doch Ricarda fällt es schwer, eine Verbindung zu ihrer kleinen Tochter aufzubauen. Ausserdem wird ihr Studium in München nicht anerkannt und erst nach einem Jahr als Ärztin an einer renommierten Klinik ist es ihr erlaubt, selbst eine eigene Praxis zu eröffnen. Allen Widrigkeiten zum Trotz kämpft Ricarda weiterhin für ihre Träume und eröffnet ihre eigene Praxis. Als dann München von einer Diphteriewelle heimgesucht wird, sterben viele Kinder und Ricarda ist davon überzeugt, dass das neue Heilmittel von Emil von Behring die Lösung bringt. Wieder kämpft Ricarda für ihre Überzeugung, bis sie von einem Geheimnis ihrer Vergangenheit eingeholt wird.
Meine Meinung
Schon das Cover des ersten Bandes fing die Stimmung der Geschichte hervorragend ein und so ist es auch mit dem zweiten Teil der Reihe des Autorenduos Helene Sommerfeld. Die Cover sehen nebeneinander wirklich toll aus und passen hervorragend zu der Geschichte.
Auch der Einstieg in den neuen Band gelingt sehr leicht, denn schnell ist das vorausgegangene Geschehen wieder präsent. Ohne großartige Details preis zu geben, gibt es immer mal wieder kleinere Einstreuungen aus dem ersten Band, die es dem Leser erleichtern, wieder einen Bezug zum Inhalt aufzubauen.
Aber auch der wirklich sehr einnehmende Schreibstil des Duos macht es dem Leser leicht, durch den doch recht dicken Wälzer zu fliegen. Mit Worten, die die Zeit und die äußeren Umstände sehr gut wiederspiegeln, ohne dabei aber zu hochtrabend zu wirken, lassen sie das Geschehen schnell lebendig werden. Es ist sprachlich durchaus der dargestellten Zeit angepasst und doch so flüssig und leicht geschrieben, dass es einfach Spaß macht, in diese Geschichte abzutauchen.
Was mir schon im ersten Band sehr gut gefallen hat, ist das Einfangen des Zeitgeistes. Ricarda steht als Frau hier vor vielen Problemen, wie z. B. dem nicht ausüben dürfen ihres Berufes, die es heute nicht mehr in diesem Umfang gibt. Aber genau das macht dieses Buch so spannend, denn man erlebt hier mit, wie es der jungen Frau gelingt, für ihre Träume einzustehen und ihren Weg zu gehen, auch wenn dies oft nicht leicht ist. Ich für mein Teil muss schon sagen, dass es mich manches Mal vor Wut schnauben ließ, dass es einem Mann, der z. B. an der gleichen Universität wie Ricarda seinen Abschluss gemacht hat, als Arzt auch in München zu arbeiten erlaubt ist, während es bei einer Frau regelrecht verpönt ist. Auch eine bestimmte Szene mit Ricardas Schwägerin wird mir hier gerade wieder präsent, aber ich möchte gar nicht zu viel verraten. Es ist unheimlich spannend Ricardas Leben und auch später das Leben der Kinder mitzuverfolgen. Alles in allem erlebt man hier wirklich ein breites Spektrum an Emotionen, denn es gibt hier Höhen und Tiefen und man leidet und lebt gemeinsam mit der Protagonistin. Wie auch schon erwähnt, bin ich auch sehr beeindruckt von den sehr guten Darstellung der damaligen Zeit, die Recherche hierzu ist auf jeden Fall dicht und umfangreich und lassen dem Leser ein sehr gutes Bild.
Der dritte Person Erzähler lässt dem Leser ebenfalls einen guten Rundumblick und gibt nicht nur die äußeren Umstände wieder, sondern auch die Emotionen der Charaktere.
Die Charaktere sind detailliert und lebendig dargestellt, allen voran Ricarda, die mich wieder einmal sehr beeindruckt hat. Aber auch ihre Tochter Henny wird hier facettenreich beschrieben, sowie die Beziehung zwischen ihr und ihrer Mutter. Alles in allem haben mir die Charaktere wieder sehr gut gefallen und auch die Nebencharaktere haben soweit für ihre Rolle nötig, den ihnen dafür zustehenden Raum.
Mein Fazit
Wie auch schon Band 1 konnte mich auch der zweite Teil der Trilogie fesseln und in eine Zeit entführen, die eigentlich noch gar nicht so unheimlich lang her ist und trotzdem wie eine fremde Welt scheint. Zeitliche Ereignisse sind gut recherchiert und Charaktere authentisch und lebendig. Zum Schluss bekommt die Geschichte noch einmal richtig Tempo und einen fiesen Cliffhanger, der die Erwartungshaltung an den dritten Band hoch werden lässt. Lesenswerte Geschichte.