Rezension

Es gibt noch Neues in der Welt der Dystopien! - Unfassbar gutes Neues!

Die Bestimmung 01 - Veronica Roth

Die Bestimmung 01
von Veronica Roth

Bewertet mit 5 Sternen

Mit 16 muss man sich entscheiden. Für eine Lebensrichtung, für eine Fraktion. Altruan - Die Selbstlosen, Candor - Die Freimütigen, Ken - Die Wissenden, Amite - Die Friedfertigen und Ferox - Die Furchtlosen. Für Beatrice, die bisher ihr Leben bei den Altruan verbracht hat, ist es auch soweit sich zu entscheiden. Doch der Eignungstest der ihr bei dieser lebenswichtigen Entscheidung helfen soll, zeigt, dass sie eine Unbestimmte ist, es also keine Fraktion gibt, die eindeutig zu ihr passt. Mit diesem Ergebnis gilt sie als Gefahr für die Gemeinschaft. Beatrice beschließt letztendlich ihre alte Fraktion und somit auch ihre Familie zu verlassen und schließt sich den mutigen Ferox an. Und es beginnt eine schwere Zeit für sie. Hartes Trainig, gemeine Rivalen und ein Konflikt, der Beatrices und das Leben von all denen, die sie liebt, zerstören kann.

"Was? Schon wieder eine Dystopie?!"
Genau das habe ich mir gedacht, als ich erfuhr, dass "Die Bestimmung" auf dem Markt war. Zwar klang die Geschichte ganz interessant, aber es schimmerte eben deutlich das Aushängeschild "Dystopie" durch. 
Aber ich bin so froh, dass "Die Bestimmung" doch den Weg in mein Bücherregal gefunden hat.

Denn dieses Buch ist einfach unglaublich!

Die Idee beispielsweise ist viel komplexer, als ich zu Beginn dachte.
Die Fraktion, die die Jugendlichen wählen werden, wird ab dann ihr gesamtes Leben bestimmen. Nicht umsonst heißt es in diesen Tagen: "Fraktion vor Blut.".
Jede Fraktion steht für eine Charaktereigenschaft, die das genaue Gegenteil dessen aussagt, wegen der (den Meinungen der jeweiligen Fraktionen nach) die Zerstörung der alten Welt passierte.
Die Altruan meinen zum Beispiel, dass es am Egoismus lag und sind deshalb so selbstlos wie möglich.
Auch hat jede Fraktion ihren eigenen Aufgabenbereich, also um welche Bereiche für das Allgemeinwohl des Systems sie sich kümmern sollen.
Die Ken sind aufgrund ihres Wissens die Wissenschaftler, die Altruan sind hilfsbereit, sind also die Regierung. Die Amite bauen Grundnahrungsmittel an oder sind Berater für andere Menschen, die Candor sind die Berufenen des Rechts. Die Ferox sorgen letztendlich für Ordnung im Land, bewachen den Zaun um die Stadt.
Dadurch das also jede Fraktion für eine andere Devise steht, kann man sich sehr gut in die Situation der Jugendlichen hineinversetzen, da man automatisch für sich selbst überlegt, welche Fraktion man wählen würde und ob diese Methode die Richtige ist, um eine perfekte Gesellschaft zu formen.
Außerdem erfährt man viele Kleinigkeiten über die Fraktionen, wie sich die Mitglieder anziehen und wer wen nicht oder doch leiden kann.

Auch die Handlung weist keine Mängel auf. 
Gekonnt verbindet Frau Roth die Hauptgeschichte, Tris Probezeit bei den Ferox, mit Nebensträngen wie Intrigen und Komplotten, die für alle eine Gefahr werden können.

Und es bleibt wirklich die ganze Zeit spannend. Und zwar so spannend, dass ich den Großteil des Buches ab Seite 50 in drei Stunden an einem Nachmittag gelesen habe.
Das liegt ganz klar an dem grandiosen Schreibstil der Autorin, die schonungslos und in einem rasend schnellen Tempo die Geschichte erzählt, sodass man einfach nicht genug bekommen kann.
Dabei spart sie auch nicht an Brutalität, man kann ohne Zweifel von Panem-Niveau sprechen, in der Hinsicht jedenfalls.

Denn was mir bei Panem fehlte, waren die wirklich richtig guten Charaktere und "Die Bestimmung" hat nur solche Exemplare.
Da ist natürlich einmal die Protagonistin. Und ich habe schon wirklich lange nicht mehr so einen tollen Hauptcharakter wie sie erlebt!
Sie ist die perfekte Mischung von allen Charakterzügen, die Mädchen in dem Alter haben, wirkt aber keinesfalls ausgedacht und unecht, sondern so, als würde man sich auch im echten Leben wirklich gut mit ihr verstehen können.
Sie ist anfangs bei den Ferox sehr schüchtern und zurückhaltend, da sie den dort herrschenden Egoismus von den Altruan nicht kennt, aber sie macht eine gewaltige Entwicklung durch und zeigt zum Ende hin mehr Stärke als manch Anderer, der schon sein ganzes Leben bei den Ferox verbracht hat.

Die Nebencharaktere sind alle super und dafür, dass sie eben "nur" Nebencharaktere sind, haben sie erstaunlich viel Tiefgang bzw. man erfährt sehr viel von ihnen und ihrem Denken.
Das geht über Tris Freunde, die anderen Initianten (wie man als Neuaufgenommer heißt), über ihre Familie bis hin zu den Bösen, die es selbstverständlich auch geben muss.

Aber natürlich darf in einem Jugendbuch mit einem 16-jährigen Mädchen als Protagonistin auch die Liebesgeschichte nicht fehlen und die kommt in Form von Four, ein Ausbilder bei den Ferox, den ich ebenfalls sehr mochte.
Er ist auf den ersten Moment der typische Bad-Boy. Verschlossen, einsilbig und eher unfreundlich. Aber im Laufe der Geschichte merkt man als Leser erstens, dass es Gründe für sein Verhalten gibt und zweitens, dass er ein viel größeres Herz besitzt, als man meint. 
Er ist nämlich irgendwie der Einzige bei den Ferox, der noch nicht vollkommen von Machtgedanken zerfressen ist.

Das Ende war dann ein spektakulärer Showdown und die Spannung hört selbst nach dem Zuschlagen des Buches nicht auf, denn es gibt einen (zwar nicht ausgewachsenen, aber immerhin vorhandenen) Cliffhanger, der aber nicht nervig ist, sondern dem Leser Platz für Spekulationen lässt.

Fazit

"Die Bestimmung" von Veronica Roth gehört definitiv zu den besten Dystopien, die ich je gelesen habe!
Bei dieser Geschichte stimmt einfach alles und man langweilt sich nie. Von mir aus hätte das Buch noch 500 Seiten mehr haben können, ich hätte es nicht gemerkt, so schnell flog die Handlung an mir vorbei.
Und so belasse ich es jetzt bei diesem knappen Fazit und vergebe verdiente 5 Sterne.