Rezension

Es hätte so cool sein können!

Die Buchspringer - Mechthild Gläser

Die Buchspringer
von Mechthild Gläser

Bewertet mit 3 Sternen

Hörbuch-Rezension

Wenn man sich vorstellt, dass es möglich wäre, in Bücher zu springen und dort als Beobachter die Handlungen live mitzuerleben. Das wäre extrem cool! Allein bei der Idee sind mir so an die hundert Bücher eingefallen, in die ich springen wollte. Also, wie man sieht, die Idee ist saucool und ich wäre gern ein Buchspringer, also jemand, dem es genetisch möglich ist, sich in Bücher einsaugen zu lassen.

Amy ist so jemand. Sie wusste davon nichts, weil sie mit ihrer eigentlich schottischen Mutter in Deutschland wohnt. Jetzt sind Ferien, die beiden haben unangenehme Zeiten erlebt und sie kehren in die Heimat ihrer Mutter zurück, einer unbekannten schottischen Insel. Dort lernt Amy nicht nur ihre ebenso unbekannte Großmutter kennen, sondern auch, dass sie ein Buchspringer ist. Doch in der Buchwelt ist nicht alles in Ordnung, im Gegenteil. Ein Dieb stiehlt die wichtigsten Zutaten bekannter Weltliteratur und zerstört dadurch die Geschichten, eine Buchfigur wird ermordet, Amy verliebt sich in Will, den Neffen des nicht gerade in Freundschaft verbundenen Clans und es geschehen sogar Mordversuche an ihr. Dann erfährt sie noch, dass sie nicht nur ein Buchspringer, sondern etwas noch Seltsameres als das ist. Sie befreundet sich mit Werther und Shir Khan und versucht, alles unter einen Hut zu bringen.

Ja, tolle Ideen. Eigentlich auch ein guter Schreibstil, der von der Sprecherin gut erzählt wurde. Und trotzdem kam schnell gepflegte Langeweile auf, denn Amy und Will erzählen zwar dauernd, dass sie nach dem Mörder und Dieb suchen, aber eigentlich springen sie nur ratlos in den Büchern hin und her und laufen den Ereignissen nach. Richtige Initiativen ergreifen sie nicht wirklich. Außerdem wurde nie wirklich beschrieben, wie es funktioniert, dass man aus den Büchern wieder zurückkehrt oder gar "Seiten blättert". Allein bei der Beschreibung der Rückkehr würden mir so viele Dinge einfallen, die das unmöglich machen, dass ich mich von so einer vagen Sache eher abgeschreckt gefühlt hätte. Dann die Sache mit dem Mord und den geheimnisvollen Schriften an der Wand. Da soll derjenige, der das geschrieben hat, nicht seine eigene Schrift erkannt haben? Oder Amy: Dauernd erzählt sie von Will und seinen Himmelsaugen und wie toll sie ihn findet, und dann konfrontiert sie ihn nicht mal mit dem, was sie in seiner Hütte findet? Wie sinnlos ist das denn? Amy war eh die Figur, die mich am meisten aufgeregt hat. Sie war phlegmatisch, und obwohl sie angeblich immer so schlau und intelligent war, hat sie jedes Mal ewig gebraucht, bis sie auf das kam, was so offensichtlich vor ihrer Nase lag. Von den Vorwürfen ihrer Mutter gegenüber, die sie betreffend ihres bis dahin unbekannten Vaters hatte, mal ganz abgesehen - mit welchem Recht hat sie sich da so aufgeregt? Dieses Mädchen war einfach nervig und hat nichts dazu beigetragen, das Buch besser zu machen.