Rezension

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Es hat etwas Unheilvolles an sich....

Der Märchenerzähler - Antonia Michaelis

Der Märchenerzähler
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 4 Sternen

Die wohlbehütet aufwachsende Anna findet eines Tages eine Puppe im Aufenthaltsraum der Oberstufenschüler und wird daraufhin mit dem geheimnisvollen Abel bekannt gemacht, der gemeinhin als Drogendealer bekannt ist. Trotz anfänglicher Skepsis und den Warnungen ihrer Freunde und Klassenkameraden, lässt sie sich auf ihn ein und entdeckt in Gegenwart seine jungen Schwester Micha einen ganz neuen Menschen, nämlich den Märchenerzähler, der sie alle drei auf eine abenteuerliche Reise mitnimmt. Doch nach und nach findet Anna Parallelen zwischen den Geschichten und der Realität und nachdem einige Morde begangen werden, ist sie sich plötzlich nicht mehr sicher, wer Abel überhaupt ist, ein eiskalter Mörder oder der sensible, charmante Märchenerzähler, oder doch jemand ganz anderes?

Von Anfang an übt das Buch eine dunkle Anziehungskraft aus und je weiter man liest, desto gewisser ist die Ahnung, dass diese Geschichte leider nicht gut enden wird. Ich kann nicht mal benennen warum dem so ist, aber neben der Geschichte werden auch die Märchen dunkler und tiefgründiger und auch immer auswegloser, sodass nur schwer an Rettung geglaubt werden kann. Anna ist in einer privilegierten Familie aufgewachsen, ziemlich behütet und beschützt von den Abgründen der Menschheit, während Abel und Micha das genaue Gegenteil widerfahren ist. Anna lässt sich von ihnen freiwillig in ihre Probleme reinziehen, da sie so naiv ist und glaubt ihnen helfen zu können, dabei hat sie selber allerdings keine wirklichen Vorschläge oder Ideen und denkt scheinbar das wird sich auch so schon einrenken. Doch si läuft es oft nicht. Ich selbst fand es schwierig zu durchschauen wer welche Rolle in den obskuren Ereignissen spielt, denn es tauchen noch einige andere Personen auf. Zum einen gibt es Annas Sichtweise, doch zwischendurch wird auch aus Sicht einer männlichen Person beschrieben was geschieht und lange habe ich gerätselt wer sich dahinter verstecken könnte und welche Absichten er verfolgt. Immerhin sind die Handlungen teilweise so verstrickt und verschlungen, dass ich meine Vermutungen ständig ändern musste und doch nicht mit diesem Ende gerechnet habe, welches dermaßen schockierend ist und meine Ahnung leider bestätigte. Zurück bleibt ein bitterer Geschmack, als wäre dieses Ende den Personen nicht gerecht geworden, als hätten sie ein anderes Ende verdient, obwohl dieses auch passt, nur nicht so wie man sich das vorgestellt hat, sondern dunkler, betrüblicher, aussichtslos. Das Märchen und die Metaphern waren ganz nett eingebracht, haben mich allerdings größtenteils eher gelangweilt und nicht zufrieden stellen können. Der Schreibstil ist einfach und direkt gehalten, verrät aber nicht zu viel und baut durchaus Spannung auf.

Ein solider Jugendthriller, der doch anders ist und endet, als ich anfangs vermutete und dem ganzen eine trostlose Note verleiht.