Rezension

Es ist eine große Freude, die wunderschönen Bilder zu betrachten

Das Gürteltier kam nachts um vier - Wolfgang Utzt

Das Gürteltier kam nachts um vier
von Wolfgang Utzt

Bewertet mit 5 Sternen

»Das Gürteltier kam nachts um vier. Ein Bilderbuch für Kinder und erwachsene Kinder mit Bildern und Texten von Wolfgang Utzt« ist Hanna und allen »anderen kleinen und großen Kindern« gewidmet. Es geht auf Tierbilder zurück, die Wolfgang Utzt für seine Enkelin Hanna malte: mit ihrem Lieblingstier, dem Elefanten, Hasen, Giraffen, einem Löwen, Zebras, Erdmännchen, Waschbären und vielen anderen. Alle sind in ungewöhnliche, mit Menschlichem zusammenhängende Situationen versetzt. 36 Bilder sind entstanden, denen auf der linken Seite des Buchs jeweils ein kurzer gereimter Text gegenübersteht, zum Beispiel: »Das Faultier kam schon malade zur Olympiade. / Nun hängt es seit fünfzehn Tagen am Reck. / Publikum, Schiedsrichter, Fernsehen – alle sind schon weg.« Rechts sieht man dann ein Faultier, das an einer Reckstange hängt und dabei durchaus zufrieden wirkt, über ihm, angeschnitten, die olympischen Ringe. Oder: »Mit ganzer Kraft, aus vollem Rohr, / probt hier der große Waschbärchor.« Dem Text gegenüber, im Chor angeordnet, eine Gruppe von 20–30 Waschbären, offenbar singend. Ein Zitronenfalter und neben ihm ein Insekt vor zwei als Flügel angeordneten Zitronenscheiben, links daneben: »He, Alter! Wer ist der richtige Zitronenfalter?« Sieben Erdmännchen mit Hüten, Patronengürteln und Pistolen, eine Anspielung auf den Western »Die glorreichen Sieben« von John Sturges von 1960, der wiederum auf »Die sieben Samurai« von Kurosawa zurückgeht: »Die glorreichen Sieben sind stets auf der Hut. / Sie zu besiegen, braucht es ganz großen Mut.« Eine Schnecke auf einer Mauer mit einem Schneckenhaus à la Hundertwasser. Ein Ziegenbock, der oben aus dem Bild springt (»Unser Böckchen ist sehr wild. / Es springt sogar aus diesem Bild.«) Ein Hahn vor einer Gruppe Hühner, in seinem Rücken ein Pfau, der ihm die Schau stiehlt: »Die Hühner lachen, der Hahn ist entsetzt: / Wer hat den Schönheitswettbewerb verpetzt?« Etc. etc. etc.

»In Metaphern über all die großen Gefühle – Eitelkeit und Größenwahn, Ehrgeiz und Wut, Glück und Zuversicht – werden nicht nur junge Leser dazu ermuntert, die Maske abzusetzen und Menschlichkeit als solche zu erkennen.« Ich weiß nicht, ob diese Aussage des Verlags auf der Rückseite des Buchs überinterpretiert ist oder nicht – egal: Mir genügen die vielen wunderschönen Bilder des Autors und Künstlers, bei denen es einfach große Freude macht, sie zu betrachten.