Rezension

Es ist eine Mut machende Geschichte von der Macht des Lesens und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft

Die geheime Bibliothek von Daraya - Delphine Minoui

Die geheime Bibliothek von Daraya
von Delphine Minoui

Bewertet mit 5 Sternen

Delphine Minoui, Die geheime Bibliothek von Daraya, Benevento 2018, ISBN 978-3-7109-0042-6

Delphine Minoui ist eine französisch-iranische Journalistin, die sich seit langem für die Situation im Nahen Osten interessiert und mit vielen Artikeln in französischen Magazinen engagiert. Eines Tages entdeckt sie bei ihren regelmäßigen Recherchen auf Facebook ein Bild:

„Es ist ein ungewöhnliches Bild. Eine rätselhafte Aufnahme aus der syrischen Hölle, ohne jede Spur von Blut oder Kugeln. Zwei Männer im Profil, umgeben von Wänden aus Büchern. Der eine beugt sich über einen in der Mitte aufgeschlagenen Band. Der andere blickt suchend in ein Regal. Sie sind jung, um die zwanzig, der erste trägt eine Trainingsjacke, der zweite eine Baseballkappe. Das künstliche Licht, das in dem fensterlosen Raum auf ihre Gesichter fällt, verstärkt noch den befremdlichen Eindruck der Szene. Wie ein vorsichtiges Atemholen in den Zwischenräumen des Krieges.“

 

Unter dem Bild ist die Rede von einer geheimen Bibliothek im Untergrund Darayas, einem Vorort von Damaskus, der von den Regierungstruppen permanent bombardiert und dem Erdboden nahezu gleichgemacht wurde. Minoui ist fasziniert und es gelingt ihr unter sehr schwierigen Umständen mit den Gründern dieser „Bibliothek als Waffe gegen die Diktatur“ Kontakt aufzunehmen und diesen zu halten. Über etwa zwei Jahre begleitet sie über das Internet die Gründer dieser Bibliothek durch alle ihre Erlebnisse, bei allen Wendepunkten und Tiefschlägen, die der Krieg ihrem wunderbaren Projekt zufügt.

 

Der faszinierte und sehr berührte Leser begegnet Einzelschicksalen, die durch Bücher verbunden werden und sich so gegen Verzweiflung und Resignation stemmen. Es ist eine Mut machende Geschichte von der Macht des Lesens und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.