Rezension

Es ist nicht vorbei!

Grado im Nebel - Andrea Nagele

Grado im Nebel
von Andrea Nagele

Bewertet mit 5 Sternen

„...Er hatte es sich nicht ausgesucht. Die Verhaftung dieses Narren, der alles auf sich genommen hatte, war ein Geschenk des Himmels an ihn. Ein Wink des Schicksals...“

 

Die Geschichte beginnt mit den Gedanken eines Täters. Im Vorgängerband hatte eine anderer die Morde gestanden. Obiges Zitat zeigt, dass der eigentliche Täter weiß, was das für ihn bedeutet.

Camilla ist schwanger. Doch ihr Freund weiß nichts davon und will sie verlassen. Sie verlässt die gemeinsame Wohnung, um nachzudenken. Wenige Stunden später ist sie tot.

Der Fall landet bei Commissaria Maddalena.

Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Der hohe Spannungsbogen wird auch dadurch erreicht, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird.

Während Maddalena zweifelt, ob sie damals den richtigen Täter verhaftet haben, ist ihr Chef der festen Überzeugung, dass dem so war. Das Arbeitsklima zwischen beiden ist angespannt. Mit Arturo kommt eine junger Mitarbeiter ins Team, der seine Stelle der Tatsache zu verdanken hat, dass sein Vater mit Maddalenas Chef befreundet ist. Außerdem fällt er durch äußere Schönheit auf.

Ginevra, eine junge Frau, die im Vorgängerband zu den Opfern gehörte und überlebt hat, bekommt ihr Leben langsam wieder in den Griff. Sehr gut wird beschrieben, wie sie Schritt für Schritt zurück in den Alltag kehrt. Dabei bleibt ihr ein latentes Gefühl für Gefahren. Gleichzeitig ist es ein Auf und Ab zwischen Erfolg und Niederlage. Allerdings hat sie gelernt, sich zu wehren.

Toto, als Täter verhaftet und geistig behindert, gelingt es, das Krankenhaus zu verlassen. Auch hier wird die psychische Tiefe des Protagonisten sehr gekonnt ausgeleuchtet. Er ist gutmütig, lässt sich ausnutzen und kann mit seinen Ängsten schlecht umgehen. Die Angst vor dem EEG war es, die ihn zur Flucht getrieben hat.

Für den eigentlichen Psychopathen aber ist diese Flucht das Signal, seine Bedürfnisse nun auszuleben. Es ist seine Chance, erneut unerkannt und unbestraft davon zu kommen. Allerdings gelangt er an die falschen Frauen. Sie reagieren nicht so, wie er erhofft hat.

Und dann verselbständigt in Folge eines Motorradunfalls das Geschehen.

Der Schriftstil ist sehr ausgereift. Gerade die Gefühle der Protagonisten werden sehr ausführlich dargestellt. Das geschieht zum einen durch ihr Handeln, zum anderen gewährt mir die Autorin einen Einblick in die Gedankenwelt der Personen.

Durch ihren trockenen Humor fällt vor allem Maddalenas Mutter auf.

Bildhafte Beschreibungen der Landschaft sorgen für Ruhepunkte, insbesondere wenn es um Maddalenas Privatleben geht. Folgendes Zitat zeigt das.

 

„...Vor ihnen dehnte sich die karge graubraune Landschaft, die durch Sonnenstrahlen zum Leuchten gebracht wurde, bis zum Horizont. Sie möchte den Kontrast des rötlichen Lehmbodens zum hellen Kalk...“

 

Gerade bei diesen Krimi der Autorin ist es günstig, wenn man den Vorgängerband kennt, da es vielfältige Verknüpfungen dahin gibt.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin versteht es, die Personen gekonnt in den Mittelpunkt ihrer Handlung zu stellen und die eigentlichen Taten so kurz wie möglich und nur so lang wie notwendig zu schildern.

Kommentare

hobble kommentierte am 23. April 2018 um 06:03

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