Rezension

"Es ist niemals zu spät."

Zwei Leben in einer Nacht
von Carolin Wahl

Bewertet mit 5 Sternen

Ein schweres, aber umso wichtiges Thema! Dieses Buch ist ein Jahreshighlight und sagt so viel, ohne zu viel zu sagen. Ein Herzensbuch, welches ich wirklich jedem empfehlen kann!

Zwei Leben in einer Nacht ist der neue Jugendroman aus der Feder von Carolin Wahl. Ich kenne noch keine ihrer Bücher, dennoch hat mich dieses Buch wahnsinnig angesprochen, denn ich folge der Autorin bereits eine Weile auf Instagram und daher habe ich mitbekommen, was für ein bedeutsames und auch schweres Buch es für Carolin war. Deshalb musste ich es einfach lesen und ich kann nur sagen: So makaber es klingt: Ich liebe dieses Buch sehr, es macht in jeder Facette so viel richtig und ist daher definitiv ein Herzensbuch!

Das Cover ist in eine dunkle Nacht gehüllt. Man erkennt den leuchtenden Umriss einer Stadt am Boden, während ein Junge vom Dach eines hohen Gebäudes nach unten schaut. Der Titel ist umso deutlicher und ergibt nach dem Lesen noch so mehr Sinn, als man sich es beim Beginn vorstellt. Die Vorderseite tangiert bereits das Thema, um das sich das Buch dreht: Suizid, den Willen sich das Leben zu nehmen, einfach weil man nicht mehr leben möchte.

Sam und Caspar kennen sich nicht. Sie vereint nur ein Wunsch: In dieser Nacht zu sterben. Heute, am Freitag, den 13.

Und so soll es sein: Ein Spiel mit fünf Aufgaben erwartet sie.

Am Ende steht der Tod. Doch sind sie wirklich bereit zu sterben?

Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen und bleibe daher bei dieser oberflächlichen Inhaltsangabe, denn dieses Buch muss man auf jeden Fall gelesen haben, um zu verstehen.

Kommen wir jedoch zum Schreibstil, denn der ist wirklich grandios. Dieses Buch ist nicht dick, gerade einmal knapp fast 300 Seiten. Und doch ist genau das die Kunst, die ich bewundere. Denn in diesem Buch hatte ich wirklich das Gefühl, dass jedes Wort mit Absicht und größtem Bedacht gewählt wurde. Denn Carolin erzählt so eindringlich, so beklemmend diese Geschichte und verpackt in so wenigen Seiten jedoch alles Wichtige, was es zu sagen gibt. Die Atmosphäre ist einzigartig und auch wenn diese Schwere sich nicht verändert beim Lesen, so fühlt man so viel. Und das in einer ganz anderen emotionalen Ebene finde ich, die nicht jedes Buch erreicht.

Am Anfang ist man genauso wie die beiden Protagonisten. Sam und Caspar kennen sich nicht und auch wir Leser kennen sie nicht. Ich habe nicht erahnen können, wie viel ich am Ende des Buches über sie wissen werde und das nicht nur über die Worte, sondern auch über das zwischen den Zeilen. Durch geschickte Rückblenden erfährt man immer mehr von den beiden, von ihrem Leben und so wie die Verbundenheit und Tiefe zwischen Sam und Caspar wächst, so wächst sie beim Leser und den Charakteren, bis man sich nicht mehr von ihnen lösen möchte.

Ich wusste eigentlich auf was ich mich eingelassen habe und doch hat mich dieses Buch überraschen können. Es hat mich nicht nur überzeugt, sondern es hat mir auch ein bisschen die Augen geöffnet. Ich untertreibe nicht, wenn ich sage, dass dieses Buch mich viele Nerven und Tränen gekostet hat. Und trotzdem würde ich nichts verändern wollen. Das Buch macht mich sprachlos und gleichzeitig bin ich so voller Worte für dieses Tabuthema. Das Buch ist schockierend, unglaublich eindringlich, intensiv. Es übt einen Sog aus, dem man nicht entkommen kann. Suizid ist eine harte Thematik und dieses Buch ist noch härter, was es nur einzigartiger macht. Ich hatte immerzu Gänsehaut beim Lesen und auch nach dem Ende weiß ich, dass es mir noch in den Gedanken spuken wird. Das ist eine Geschichte, die man auf keinen Fall so schnell vergisst und dafür bin ich der Autorin wirklich dankbar, dass sie mutig war, diese Geschichte genau so zu schreiben und nicht anders.

Ich muss mehr als 5***** vergeben und hoffe sehr, dass dieses Buch noch möglichst viele Menschen erreichen wird.