Rezension

Es ist schwer, seinen Weg zu finden

Growing Up Amish: A Memoir - Ira Wagler

Growing Up Amish: A Memoir
von Ira Wagler

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt/Geschichte: Schon immer war ich fasziniert von den Amish. Menschen, die noch so ursprünglich leben ohne viel modernen Schnickschnack. In meiner Jugend habe ich solch eine Siedlung mal besucht und auch da war es sehr beeindruckend, denn die Amish haben ihr ganz eigenes System, sind ihre ganz eigene kleine Gesellschaft. Doch diese Abgeschiedenheit hat auch ihren Preis. Es gibt viele Regeln. Und diese gelten, weil sie schon immer gelten, ohne wirklich eine Logik zu haben. Das mag für manche funktionieren. Für Ira funktioniert es nicht. Und so begleiten wir ihn bei seinem Abnabelungsprozess. Es ist schwer für ihn, sein altes Leben hinter sich zu lassen. 5 Mal versucht er, in der “westlichen” Welt Fuß zu fassen, doch vier Mal zieht es ihn nach kurzer Zeit zurück. Sei es, weil ihm die Familie fehlt, sei es, weil er die Hölle fürchtet für seine Taten. Manche meinen, dass es sie genervt hat, dass er sich einfach nicht entschließen konnte zu gehen. Für mich war das sehr nachvollziehbar. Er kannte nur die Art, wie Amish leben. Er ist gottesfürchtig aufgewachsen. Da er so erzogen ist, ist das westliche Leben für ihn gleichbedeutend mit der Hölle nach dem Tod. Obwohl das westliche Leben für ihn verlockend ist und er sich bei den Amish eingezwängt fühlt, überwiegt immer wieder die Angst. Und dass er seine Eltern nicht enttäuschen will. So versucht er immer wieder sich einzugliedern. Schließlich schafft er die Abnabelung aber doch. Wer erwartet, viel über das Leben der Amish zu erfahren, wird enttäuscht. Natürlich erzählt er auch über Traditionen, von denen ich auch einiges als neu empfand, obwohl ich schon einiges über Amish gelesen und gesehen habe. Doch im Grunde geht es um den Abnabelungsprozess, den inneren Kampf, die Suche nach seiner inneren Mitte und dem Glück im Leben. Er glaubt weiterhin, doch er kann dies auch außerhalb der Amish und dennoch zufrieden und glücklich sein.

Stil/Gliederung: Ich hab es überwiegend als Hörbuch gehört und da empfand ich die Sprache sehr angenehm. Ich hatte das Gefühl wir sitzen bei einem Glas Wein und er erzählt mir seine Lebensgeschichte.

Fazit:

Ich fand Iras Geschichte durchweg interessant und spannend. Ein junger Mann, der mit seiner Abstammung kämpft. Zerrissen zwischen Religion, gesellschaftlichen Erwartungen und den eigenen Wünschen und Erwartungen ans Leben. Lesenswert, aber vor allem hörenswert.