Es ist wie es ist ... oder hätte so sein können
Bewertet mit 3.5 Sternen
Lehrer Daniel braucht Abstand vom Beruf und besucht in einem Sabbatical seine Tante auf dem Land um seinen dort untergestellten Wagen abzuholen. Als er jedoch einen Einblick in die WG von Tante Klara, ihrem dementen Mann Alfred und dem verwitweten, nur noch durch einen Sprachcomputer sprechen könnenden Nachbarn Heinz gewinnt, kommt er nicht umhin, Verantwortung übernehmen zu wollen und den Herrschaften zu helfen.
Die Schilderungen von David Fuchs sind ein ständiger Drahtseilakt zwischen unfreiwillig komisch und alarmierend wahr. Den Ton trifft er sehr gut und die Beschreibungen sind sehr realistisch, was ja gerade den Humor und die Tragik ausmacht. Schnell wird Daniel und dem Leser klar, dass es keine einfachen Antworten gibt, wenn es um Selbstbestimmung, Komfort, Würde, Finanzielles und Verantwortung im hohen Alter geht. Es ist glaubhaft und nachvollziehbar, dass Daniel mit manchen Hilfsaktionen wirklich etwas verbessert, mit anderen wiederum am Bedürfnis der Alten komplett vorbei handelt. Dass es jedoch keine endgültige Lösung gibt, die Daniel finden kann, ist eine traurige, nachvollziehbare Tatsache, die vielleicht dazu geführt hat, dass das Buch schließlich etwas abdriftet in einen Konflikt und dessen dramatische Lösung, die nicht zur eigentlich durch und durch realistischen Thematik passen.
'Leichte Böden' ist eine kurzweilige Lektüre, die in einem gefälligen Tonfall ein wichtiges Thema auf den Tisch bringt. Das ist gut gemacht, weil es den Zugang zu einem schwierigen Feld erleichtert, was Voraussetzung für notwendige Überlegungen und Auseinandersetzungen ist. Wäre Fuchs allerdings mehr beim eigentlichen Thema geblieben und hätte sich zum Schluss nicht in Richtung Tatort verrannt, hätte das Buch noch wertvoller und hilfreicher sein können.