Rezension

Es kann passieren.

Das ist bei uns nicht möglich - Sinclair Lewis

Das ist bei uns nicht möglich
von Sinclair Lewis

Bewertet mit 3 Sternen

Der Autor erhielt 1930 den Nobelpreis für Literatur. Er schreibt in satirischer Weise über die amerikanische Mittelklasse. “It can’t happen here“ wurde 1935 verfasst, relativ schnell geschrieben und verlegt, einerseits in Besorgnis über die bedenkliche Entwicklung in Europa und zweitens, um Franklin Delano Roosevelt im Wahljahr 1936 zu einer zweiten Amtsperiode zu verhelfen, was auch gelungen ist.

„It can`t happen here“ befasst sich damit, wie auf legalem Weg durch Verblendung der Massen einerseits und unverschämten Lügen und leeren Versprechungen andererseits, durch großangelegte auf Emotionen setzende Propaganda, der widersprüchliche Fakten gleichgültig sind, aus einer Demokratie eine Diktatur wird. Diese, leider übertragbaren Mechanismen, zeigt der Autor auf. Das ist sein Hauptverdienst. Das Hitlerdeutschland hatte der Autor dabei stets vor Augen und auch das faschistische Italien.

Anders als „1984“ von Orwell hat  “It can’t happen here“ mich dennoch nicht so beeindruckt. Zwar sind Ähnlichkeiten mit dem jetzigen amerikanischen Amtsinhaber durchaus zu verzeichnen, vor allem im Hinblick auf mangelnde Wahrheitsliebe und die Unterdrückung objektiver Berichterstattung, dennoch empfand ich die Lektüre als ermüdend. Manche Klassiker bleiben auch mehr ihrer Zeit verhaftet als andere.

„1984“ flasht mit seiner Brutalität. Kein anderer Roman geht so weit wie dieser Roman von George Orwell. Er zeigt auf, wohin es letztendlich geht, wenn man die Linie der Diktatur zu Ende denkt. „It can’t happen here“  mit Unmengen an Namen von Zeitgenossen und lokalen Umständen, die nur geschichtsbewussten Amerikanern auf Anhieb etwas sagen, ist aber eben "nur" ein Buch über Amerika, sein universeller Charakter ist in Grundzügen vorhanden, ist aber doch arg beschränkt.

Dennoch ist der Roman (gerade noch) lesenswert, was ihn zäh macht, ist eine nicht einladende umständliche Erzählweise. Die Story ist nicht aufbereitet wie ein Unterhaltungsroman, der Autor möchte ja etwas aufzeigen, nämlich wie leicht es im Grunde ist. Aus ein bisschen Unzufriedenheit und sozialem Neid wird leicht ein Klima der Gewalt. Deshalb sind Sinclair Lewis Figuren  dementsprechend blass, der Autor legt mehr Wert darauf, die Entwicklung darzulegen. Witzig sind satirische Seitenhiebe und Einflechtungen, der Autor ist durchaus den Intellektuellen zuzuordnen.

Fazit: Ein großer Roman seiner Zeit, der derzeit wieder aktuell wird, dennoch von schwerfälliger Erzählart.

Kategorie: Anspruchsvolle Literatur