Rezension

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Es klingt nach einer kitschigen Pferdegeschichte, ist aber alles andere als das...

Dark Horses - Cecily Von Ziegesar

Dark Horses
von Cecily von Ziegesar

Bewertet mit 4.5 Sternen

-Achtung Spoiler!-

"Natürlich kann ich springen, hätte ich ihr am liebsten gesagt. Ich kann alles, was du willst. Du musst mich nur darum bitten." (Red, S. 115)

Statt den Eignungstest für das College zu bestehen, flüchtet Merritt und betrinkt sich. Ihre Eltern bringen sie nach "Good Fences", einer pferdegestützten Therapieeinrichtung. Dort lernt sie das ehemalie Rennpferd Big Red kennen, der eigentlich ihrer Zimmergenossin Beatrice gehört. Doch die beiden mögen sich nicht besonders und Red gilt als schwieriges, gefährliches Pferd.
Auch wenn Merritt sich zu Beginn nicht sehr für Red interessiert, scheint er in ihr "seinen" Menschen gefunden zu haben und schnell werden die beiden zu einem unschlagbaren Team und Reds Besitzer, Mr. de Rothshield, hat Großes mit ihnen vor....

"Dark Horses" von Cecily von Ziegesar klingt zuerst nach einer dieser typischen Mädchen-Pferdestorys, doch in diesem Buch steckt sehr viel mehr Tiefe, als erwartet.

Bereits das Cover deutet auf das Thema hin: Ein Pferd und ein Mädchen, obwohl die beiden sich nicht angucken, strahlen sie eine gewisse "Wir-gegen-alle" - Haltung aus. Sie gehören zusammen und das wollen sie zeigen! Das passt meiner Meinung nach unglaublich gut zum Inhalt des Buches, nicht aber der Titel: Warum "Dark Horses"? Das deutet für mich auf etwas böses hin und das ist Red ja nun einmal eigentlich gar nicht, sondern wurde nur von seinen (Vor-) Besitzern zu dem gemacht, der er ist.

Die Geschichte wird aus zwei Sichtweisen erzählt, einmal von Merritt und als zweites von Red. Die Kapitel von letzterem haben mich besonders angesprochen, obwohl die Story an vielen Stellen einfach sehr menschlich und etwas überzogen dargestellt wurde, haben mich diese Szenen einfach fasziniert. Die Idee, aus der Sicht eines Pferdes zu schreiben, finde ich sehr interessant und gelungen umgesetzt. Besonders mochte ich die Szenen, aus denen hervorgeht, wie viel Liebe Red für Merritt empfindet.

"Ich hatte mir selbst das Versprechen gegeben, alles zu tun, worum sie mich bat. Ich würde sogar versuchen zu erraten, was sie wollte, bevor sie mich darum bat." (Red, S. 143)

Etwas gestört haben mich allerdings die Liedtexte, die immer wieder in Reds Kapiteln (vermutlich) zu Verdeutlichung seiner Emotionen vorkommen, ich meine, dass ein Pferd die menschliche Sprache versteht, finde ich noch vertretbar, aber Songtexte "mitsingen"? Nein, danke. Das passte für mich einfach auch überhaupt nicht zur Grundthematik.

Besonders gut haben mir die verschiedenen Charaktere gefallen, auch wenn ich niemanden so sympathisch finde, dass ich mich mit ihm identifizieren wollte, sind sie alle auf ihre Art "sonderbar". Keine 08/15 Personen, sondern Menschen mit einer Geschichte. Jeder von ihnen hat eigene Probleme, mit denen er/sie abschließen und nach vorne blicken muss. Durch eben diese verschiedenen Geschichten erhält das Buch erstaunlich viel Tiefgang, was ich zu Beginn so nicht erwartet habe.

Mein größter Kritikpunkt ist der Prolog in Kombination mit dem Ende, es wird einem durch den Prolog einfach zu viel von der Geschichte vorneweg genommen. Ich habe die ganze Zeit gehofft, aber leider endet das Buch genau so, wie man es dem Prolog entnehmen kann. (Spoiler: Das Buch hat leider kein Happy End...)

Alles in Allem handelt es sich bei "Dark Horses" um ein äußerst lesenswertes Jugendbuch, das viel mehr enthält, als der Klappentext verspricht. Vermutlich ist das Buch aber eher für Pferdemenschen geeignet, da die meisten Szenen eben vorrangig von Pferden handeln. Trotzdem gibt es eine klare Leseempfehlung von mir!

"Im Leben eines Pferdes dreht sich alles um den Menschen, dem es gehört. Ich gehörte zu ihr. Sie gehörte zu mir. Und sie kam zurück." Red, S. 331)