Rezension

Es könnte so romantisch sein, wenn da nicht die Protagonistin wäre

Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen - Anna Paulsen

Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen
von Anna Paulsen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kurzbeschreibung: Während andere den Freitag herbeisehnen, freut sich Matilda auf Montag, denn nichts liebt sie mehr als ihren Job im Amt für nicht zustellbare Post, wo sie für die Buchstaben K bis M zuständig ist. Doch dann kommt der Tag, an dem Matilda ein nie überbrachter Liebesbrief so sehr berührt, dass sie beschließt, ihre gewohnten Pfade zu verlassen und den Empfänger ausfindig zu machen – ganz gleich, wie schwierig es wird. Sie stößt auf eine schmerzliche Liebesgeschichte, die bereits viele Jahrzehnte zurückliegt. Doch für ein Happy End ist es schließlich nie zu spät, oder?

Cover: Das Cover ist traumhaft schön. Ich liebe die Blumen und die Farbwahl. Es ist unfassbar romantisch.

Lieblingszitat: "Schicksal ist, was man selbst aus den Zufällen macht, die das Leben einem beschert." (Seite 223)

Meine Meinung: Als ich das erste Mal den Klappentext las, wurde ich sofort an den Film "Briefe an Julia" erinnert. Da ich diesen Film liebe, war für mich sofort klar: dieses Buch muss ich lesen! Die Grundidee war auch sehr ähnlich, sehr romantisch und hatte viel Potenzial, wenn da nicht die Protagonistin gewesen wäre.

Matilda selbst würde ihr Leben mit den folgenden drei Worten beschreiben: ruhig, sicher, unspektakulär. Und ich möchte noch ein Wort ergänzen: langweilig. Denn Matilda hat nicht viel mehr in ihrem Leben, als ihren Job im Amt für nicht zustellbare Post. Dort arbeitet sie im akribischen Tempo die Briefe durch, geht Gesprächen mit ihren Kollegen aus dem Weg und auf gar keinen Fall geht sie nach Feierabend mit zu einem After Work Treffen. Sie besitzt kein Handy oder Computer, das Internet ist absolutes Neuland für sie, einen Führerschein hat sie auch nicht und Reisen ist ihr ein Graus.

Auch die Erzählperspektive hat mir die Protagonistin nicht näher gebracht. Die Er-/Sie-Erzählungen kommt leider oft so rüber, als würde Matilda von sich selbst in der dritten Person erzählen.

Doch Matildas Leben gerät völlig aus den Fugen, als sie in ihrem Büro einen alten Liebesbrief findet, der nie seinen Empfänger erreicht hat. Der Brief war leider nicht sehr authentisch, denn ich bezweifle, dass vor sechzig Jahren Sätze wie "Leni und Michel forever" häufig verwendet wurden. Doch Matilda berührt das unglückliche Schicksal von Leni und Michel. Sie möchte den Brief zustellen und tritt dafür aus ihrer Komfortzone hinaus. Ausgerechnet der Rentner Knut hilft ihr, besonders mit dem "neumodischen Kram".

Matilda wächst mit ihrer neuen Aufgabe als Glücksbotin über sich hinaus und wird immer mutiger. Und doch bremst ihre altmodische und konservative Art die Romantik sehr aus. Bis sie selbst einen Liebesbrief erhält, der dann doch auch mein Herz zum Überlaufen gebracht hat. Doch leider wird ihre eigene Liebesgeschichte nicht zufriedenstellend zu Ende erzählt. Der Roman bricht etwas abrupt ab.

Fazit: (Alte) Briefe sind für mich ein Garant für Romantik und mit einer anderen Protagonistin hätte diese Idee bestimmt wunderbar funktioniert, aber Mathilda war mir persönlich einfach zu altmodisch und befremdlich. Ich konnte mich zu wenig mit ihr identifizieren. Trotzdem war die Geschichte schön und erhält von mir 3,5 Sterne.