Rezension

Es kratzt leider nur an der Oberfläche

Der Morgen davor und das Leben danach -

Der Morgen davor und das Leben danach
von Ann Napolitano

Bewertet mit 3 Sternen

Bei „Der Morgen davor und das Leben danach“ hatte ich direkt nach dem Klappentext und anschließend auch nach der Leseprobe direkt das Gefühl „Wow. Das wird ein verdammt emotionales Buch“ doch am Ende war es leider genau das, was mir in der Story gefehlt hat. 

Die Grundthematik des 12-jährigen Junger, der als einziger einen Flugzeugabsturz überlebt und dabei seine Eltern und seinen älteren Bruder verliert ist tragisch. Ebenso wie der Verlust jedes Einzelnen an Board des Flugzeugs. Generell ist ein Flugzeugabsturz etwas, was einem eine Gänsehaut bereiten kann. 
Während des Buches bekommen wir immer wieder Einblicke in die Zeit vor dem Absturz und die Charaktere an Board. Sie sind vielfältig und unterstützen die Geschichte. 

Edward ist an sich ein lieber Junge, der sogar interessant sein könnte. Wenn er den Leser nicht so auf Distanz halten würde. Er ist sehr verschlossen und in sich gekehrt und das macht es manchmal schwer sein Handeln zu verstehen oder eben auch einfach mal mit ihm mit zu fühlen. Es ist wie eine Mauer zwischen dem Protagonisten und dem Leser, die nicht einzureißen ist. Ich wäre so gerne in seine Gefühlswelt eingetaucht, was mir aber einfach nicht möglich war. 
Das ist auche eine Gemeinsamkeit eigentlich aller Charaktere im Buch. Sie sind alle recht distanziert und kühl, weshalb man niemanden so richtig zu fassen bekommt und Entscheidungen nicht immer ganz nachvollziehen oder verstehen kann. Zwar wurde kurz erwähnt was er von seiner Tante hält, aber warum sein Verhältnis zu seiner Tante & seinem Onkel - die ihn aufnehmen - so ist wie es nunmal ist (ich möchte nicht spoilern) wird nur oberflächlich erwähnt. Das ist mir leider zu wenig. 
Ich weiß nicht ob es der Geschichte vielleicht geholfen hätte, wenn wir Edward aus der Ich-Perspektive hätten verfolgen dürfen? 
Die einzige Person mit der ich warm werden konnte war Shay, Edwards beste Freundin. 

Weil ich mir bei einem tragischen Ereignis natürlich eine offenere Gefühlswelt gewünscht hätte, war ich leider am Ende nicht so ganz überzeugt von dem Buch. Es war okay, aber eben nicht das was ich erwartet hätte. 
Das Ende hingegen hat es geschafft, mich beinahe zu Tränen zu rühren und auch Edward langsam etwas Leben einzuhauchen. Etwas, was ich mir schon viel früher im Buch gewünscht hätte.