Rezension

Es lohnt sich

Der Prozeß - Franz Kafka

Der Prozeß
von Franz Kafka

Bewertet mit 5 Sternen

Die Groteske bezeichnet in der Literatur eine Darstellung, die zwei Gegensätze verbindet: das Monströse, Grausame, Brutale, Bedrohliche und die gleichzeitige Lächerlichkeit, Komik und Absurdität von Handlungen und Figuren (siehe z. B. bei Wikipedia zur Groteske http://de.wikipedia.org/wiki/Groteske).

Im "Proceß" wird genau dieses Groteske ausgedrückt: Der junge Mann Franz K. wird eines Morgens verhaftet. Seine Tat: unerwähnt. Die Beschuldigung: wird nicht genannt. Statt der Polizei kommen zwei so genannte "Wärter" in Zivilanzug, essen sein Frühstück auf und versuchen ihm seine Wäsche abzuschwatzen. K. selbst ist diese Situation absurd und er nimmt sie nicht ernst. Erst recht nicht, als er das Gerichtsgebäude zu sehen bekommt. Statt Marmorpalast und Prunk, wie es in der K und K-Monarchie üblich war, befindet es sich auf dem Dachboden einer elenden Mietskaserne...

In der Ausgabe von Fischer Klassik ist das Original mit seiner zeittypischen Orthographie und ohne Absätze, so wie Kafka es auch handschriftlich hinterlassen hatte, abgedruckt. Das macht das Lesen etwas kniffelig, aber es lohnt sich, diesen Text durchzulesen, auch mehrmals, weil einem die kleinen feinen Stiche erst beim zweiten Mal auffallen.

Ich kann das Buch für Leser, die es gerne auch etwas schwieriger und hintergründiger mögen, empfehlen.

Man muss Kafka einfach kennenlernen, zum einen, weil sich der Begriff "kafkaesk" in der Literatur durchgesetzt hat. Aber auch, weil es dieses Werk einfach wert ist, gelesen zu werden, besonders in Zeiten von Edward Snoden/ NSA, Ukraine/Krim und Bankenrettung, die einem ähnlich grotesk erscheinen wie dieses Buch, nur im Unterschied dazu furchtbar real sind.