Rezension

Es muss nicht immer Sherlock sein

Arrowood - In den Gassen von London - Mick Finlay

Arrowood - In den Gassen von London
von Mick Finlay

Bewertet mit 4 Sternen

„Ich arbeite mit Emotionen, nicht mit Deduktionen“

William Arrowood hat es aber auch wirklich nicht leicht, schließlich muss er sich immer wieder mit Sherlock Holmes vergleichen lassen. Beide sind Privatdetektiv im viktorianischen London, doch nur Holmes ist der breiten Masse als brillanter Detektiv bekannt. Doch Arrowoods Arbeit kann sich sehen lassen, und auch sein neuester Fall, das Verschwinden eines französischen Bäckers, verspricht Rätsel aufzuwerfen.

Mick Finlay hat mich mit seinem ersten Band um Arrowood und seinen Assistenten Barnett schnell überzeugt. Das Setting im London des 19ten Jahrhunderts gefällt mir sehr, die Stimmung und Atmosphäre wird sehr gut rübergebracht. Arrowood als Hauptfigur hat wirklich Potential, er wirkt nicht wie ein billiger Abklatsch von Sherlock, sondern ist eine eigenständige Figur mit vielen Eigenheiten. Natürlich drängt sich der Vergleich zu Holmes immer wieder auf, der Autor versteht es ganz wunderbar daraus einen running gag zu machen, und lässt Arrowood auch mal dessen Fälle analysieren. Aber auch Barnett ist nicht nur ein nötiges Anhängsel, sondern eine Figur mit Ecken und Kanten. Die beiden harmonieren als Team ganz wunderbar, ergänzt durch ebenfalls liebevoll gestaltete Nebenfiguren wie Arrowoods taffe Schwester oder den Laufburschen Neddy. Der Fall entwickelt sich ganz anders als man zuerst vermutet und sorgt für einige Überraschungen; leider wird nicht alles ganz stimmig aufgelöst, aber das ist zu verschmerzen. Finlay schreibt nicht mutwillig brutal, zeigt aber an einigen Stellen die nötige Härte, was sehr authentisch wirkt. Sein Stil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Mir hat dieser erste Fall sehr gut gefallen, und ich bin sehr gespannt was Arrowood und Barnett noch für zukünftige Probleme lösen müssen.