Rezension

Es paßt manches nicht zusammen.

Blackbird - Matthias Brandt

Blackbird
von Matthias Brandt

Bewertet mit 3 Sternen

Leider hat mir dieses Buch nicht so zugesagt. Kann sein, dass ich nicht die Zielgruppe bin. Ich würde es ja als Jugendbuch einordnen, aber der Verlag hat dies nicht getan. Bei einem Jugendbuch wäre ich nachsichtiger gewesen.

Matthias Brandts Held, der sechzehnjährige Morten Schumacher, genannt Motte, muss damit fertigwerden, dass sein gleichaltriger Buddy Boggi am Non-Hodgkin-Lymphom erkrankt ist und höchstwahrscheinlich sterben wird. Die Geschichte spielt in den 1980igern.

Eigentlich hat Matthias Brandt ein gutes Thema aufgelegt, nämlich zu vermitteln, dass der Tod jederzeit in unserer Mitte ist und jeden treffen kann. Und die Hilflosigkeit, die ein solches Ereignis in einem auslöst, weil man nicht damit rechnet.

Für mich geht bei „Blackbird“ allerdings manches nicht zusammen. Einerseits stimmt das Alter von Motte mit seinem zu schlichten Auffassungsvermögen nicht überein, die ganze Person Mottes paßt für mich nicht. Er ist sechzehn und Gymnasiast, weiß aber die einfachsten Dinge nicht.

Wie labil er wirklich ist, was einen dann am Ende überrascht, kommt höchstens in Mottes Beziehungslosigkeit zum Ausdruck. Die der Autor dann aber doch immer wieder aufweicht, sonst hätte man sie ja als Indiz gelten lassen können. Entweder hätte Motte jünger sein müssen oder der Autor hätte auf die Liebesgeschichte verzichten müssen. Die nun wiederum recht charmant daherkommt.

Die Sprache paßt für mich auch nicht in die gewählte Erzählzeit. Sie erscheint mir insgesamt zu überzogen. Warum spielt die Story eigentlich in den 80igern und nicht in der Gegenwart? Um ein Zeitzeugnis zu sein, müsste mehr kommen als nur Songs. Frank Witzel hat mit seinem Buch „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ eines geliefert und gezeigt, wie das geht.

Das Lavieren zwischen Tod und Liebe, also dem Leben, mit dem der Klappentext wirbt, kommt nicht augenfällig zum Vorschein, sondern bleibt irgendwo zwischen den Zeilen stecken. Diese Balance darzustellen, ist auch nicht leicht. Aber einfach nur zu sagen, es sei schwer, ins Krankenhaus zu gehen und man weiß nicht, worüber man reden soll, ist dann halt doch zu wenig, um einen in die Story eintauchen zu lassen.

 

Fazit: Die gut gedachte Geschichte ist dann doch zu dünn, um entweder eine innere Spannung aufzubauen oder Mitgefühl zu transportieren. Mit viel Goodwill und Nachsicht: 3 Sterne.

 

Kategorie: Unterhaltung. Oder vielleicht doch Jugendbuch, aber nicht als solches gekennzeichnet.
Verlag: Kiepenheuer & Witsch, 2019

Kommentare

kommentierte am 20. August 2019 um 11:36

Ich hab eher das Gefühl, dass die Geschichte in den 60er Jahren spielt *verwirrtguck*. Na ja, bin noch nicht durch mit dem Buch.

Und nur weil er Gymnasiast ist, heißt das nicht, dass er alles wissen muss/kann - ich frage mich bei vielen, wie die ihr Abitur/ Studium etcpp. geschafft haben *g*.

wandagreen kommentierte am 23. August 2019 um 10:55

haha - na ja, stimmt, bei der Zeitzuordnung mag ich etwas schlampig gewesen sein. Aber komm, die einfachsten Fremdwörter bringen den Zögling schon in Verwirrung. Und den Zeitsprung zurück hat der Autor nur gemacht, damit er sich nicht mit Handys rumschlagen musste. Was seine Story völlig ad absurdum geführt hätte.