Es passt zur besinnlichen Zeit, um mehr Aufmerksamkeit gegenüber sich selbst zu bekommen.
Bewertet mit 5 Sternen
Noch ein Buch, dass uns erklären will, wie man seine Wohnung aufräumt? Eher nicht. Das Buch von Shunmyo Masuno "Zen Magic" erklärt uns eher anschaulich und mit vielen Beispielen aus dem Leben der Mönche, wie Zen-Übungen unser Leben entschlacken. Dabei wird geputzt. Aber nicht irgendwie, sondern mit System und Ausdauer, Regelmäßigkeit und Langmut. Dadurch wird nicht nur die Wohnung reinlicher, sondern unser Herz wird sauber und rein. Im Prinzip sollen die Putzminuten in unser Leben einfließen wie das Zähneputzen am Morgen (und hoffentlich auch am Abend). Durch die Wiederholungen erfahren wir, wie allmählich die Gedanken fließen können und schließlich ganz aufhören, wir in einen "Flow" geraten. Das schreibt unser Zen-Meister zwar nicht mit diesen Worten, aber übersetzt könnte es genau so wirken. Es ist fast eine meditative Erfahrung, diese Putzminuten am Morgen.
Und das ist erst der Anfang. Es geht um Aufmerksamkeit sich selbst gegenüber und den Dingen, die uns umgeben. Um den Sinn des Lebens und wie wir es gestalten, um ein wenig von dem zu erhaschen, was wir uns unter Glück vorstellen. Sich von Dingen zu trennen, die wir nicht benötigen. Aber nicht einfach so, sondern genau überlegen: steckt in dem T-Shirt vielleicht noch ein zweites oder drittes Leben? Umgenäht wirkt es wie neu und außerdem einzigartig. Oder ist es doch nur noch als Putzlumpen zu benutzen? Oder noch eine andere Möglichkeit, falls es zu groß oder zu klein geraten ist, verschenken? So, rät uns Meister Masuno, machen wir uns auch die Verschwendungen bewusst, die wir jeden Tag begehen.
Welche Dinge in unserer zugestellten Wohnung brauchen wir wirklich zum Leben? Steht alles an seinem Platz, hat jedes Ding seinen Ort? Jedes Zimmer in der Wohnung geht er mit uns durch, erklärt uns dabei ganz nebenbei japanische Traditionen, vor allem vom Weniger ist Mehr Prinzip. Damit unsere Sinne einzelne Drapierungen wieder bewusst wahrnehmen können.
Dem Leben einen Rahmen geben, Sauberkeit und Ordnung, Struktur und Einfachheit in der Klarheit der Dinge und des Bewusstseins schaffen, um selbst mit sich ins Reine zu kommen.
Über Gärten und wie sie angelegt werden, dass die Gestaltung manchmal Jahre in Anspruch nimmt, darüber erfahren wir hier viel. Denn unser Autor ist auch ein Architekt von Zen-Gärten. Seine Hingabe und Liebe in die Details eines Zen-Gartens hat er von klein auf gelernt. Dabei bedarf es Ordnung und Struktur sowie eine gute Planung. Dass er selbst dabei wenig Platz für seine Unterlagen benötigt, das versteht sich von selbst.
Dieses kleine Büchlein passt in jede Handtasche, man kann immer wieder darin blättern und sich wieder bewusst machen, das zum Beispiel ein Kaufrausch nicht wirklich glücklich macht. Es sind Gedankenstützen, kein muss sondern eine Aufforderung zu mehr Aufmerksamkeit beim Handeln im täglichen Miteinander.
Abgerundet wird das Buch mit Hinweisen und Bildern zu einer einfachen Meditationsübung, die so von den Mönchen im Kloster ebenfalls ausgeführt wird.
Für Menschen, die mal wieder durchschnaufen wollen und gar nicht wissen, warum gerade das einfach nicht klappen will. Und Jene, die mehr wissen wollen über das einfache Leben im Kloster und warum die Mönche so selbstbewusst, geradlinig und freudestrahlend uns entgegen kommen.
Mehr über den Autor und weitere Bücher findet sich zum Beispiel unter: https://www.fischerverlage.de/autor/shunmyo_masuno/a2570116