Rezension

Es sind die kleinen Dinge, die uns miteinander verbinden.

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

Die Geschichte der Bienen
von Maja Lunde

Bewertet mit 5 Sternen

Es sind die kleinen Dinge, die uns miteinander verbinden.

Das berühmte Zitat, welches mit dem Aussterben der Bienen auch den baldigen Tod der Menschheit prognostiziert, ist sicherlich einigen bekannt. (Auch wenn es sehr umstritten ist, wer der angebliche Autor dessen war.) Mir geisterte dieser Spruch direkt im Hinterkopf, als ich den Buchtitel und schließlich auch den Klappentext dazu las.

Und so weit hergeholt ist dieser Gedanke auch gar nicht.

Den Leser erwartet ein liebevoll erzählter, unaufdringlicher Roman über drei Familien, deren Leben auf die eine oder andere Art vom Schicksal der Bienen abhängt/ mit dem Schicksal der Bienen verbunden ist.

1852 lebt William, gescheitert als Forscher, Saatguthändler und Familienvater. Verlassen von seinem Mentor Rahm trieb es ihn in die Depression und scheinbar niemand interessiert sich dafür, seine Lebens- und Forschergeister wieder in ihm zu wecken.

Im Jahre 2007 begleiten wir George als Imker und Farmbesitzer in den USA. Ambitioniert und traditionsbewusst leitet er seine Geschäfte und möchte sie gern an seinen Sohn vererben, doch der interessiert sich für andere Dinge. Und dann trifft ihn auch noch plötzlich das unerklärliche Bienensterben.

2098 gibt es schon keine Bienen mehr. Tao ist Plantagenarbeiterin und bestäubt Tag für Tag die Blüten der Obstbäume per Hand. Als eines Tages ihr kleiner Sohn Wei-Wen verunglückt, beginnt für sie und ihren Mann eine Odyssee. Warum will ihr niemand sagen, was ihrem Sohn zugestoßen ist?

Der Roman von Maja Lunde ist ein gelungenes Erstlingswerk im Bereich der Erwachsenenromane. Dass sie sich schon vorher als Kinder- und Jugendbuchautorin einen Namen gemacht hat, merkt man ihrem Stil durchaus an. Einfühlsam leitet sie durch die Schicksale der drei Hauptprotagonisten.

Dieses Buch führt uns durch ein aktuelles Thema unserer Gesellschaft – den Umgang mit der Natur. Und nicht nur mit der uns umgebenden Flora und Fauna, sondern auch unserer ganz eigenen, persönlichen, menschlichen Natur und welche Umgangsformen wir miteinander pflegen, jedoch ohne dabei belehrend den Zeigefinger zu heben.

Die einzelnen Lebensgeschichten der Protagonisten kommen eher als seichte Erzählungen daher. Die Spannung wird in diesem Buch durch die teils sehr kurzen Kapitel erreicht, so dass man immer nur für einen kurzen Moment in die jeweilige Zeit eintaucht. Um dabei den Überblick nicht zu verlieren, tragen die Kapitel jedes Mal den Namen des Hauptprotagonisten. Als Bindeglied zwischen den Charakteren dienen natürlich die Bienen, aber nicht zwingend auf eine Art und Weise, wie man es sich vielleicht vorher denken würde.

Zwischendurch werden immer wieder gut recherchierte Hintergrundinformationen eingewoben, denn das Bienensterben (auch „CCD - colony collapse disorder“) ist keineswegs reine Fiktion – wenn auch weniger dramatisch, als in diesem Buch beschrieben.

Insgesamt erwartet den Leser hier eher leichte Kost, jedoch ohne dabei uninteressant oder langweilig zu wirken. Die Autorin hat es geschafft in diesem Roman ein brisantes Thema zu verarbeiten, dass in mir den Eindruck hinterlassen hat, auch wieder einmal über mein eigenes Handeln nachzudenken.

Positiv erwähnen möchte ich ebenfalls kurz die Gestaltung des Buchcovers. Die natürlichen Farben und das zurückhaltend gestaltete Layout passen sich hier gut in den Grundtenor des Buches ein.