Rezension

Es war spannend. Gelegentlicht langatmig, dennoch unterhaltsam.

Die Unschuld des Wassers - Ruth Rendell

Die Unschuld des Wassers
von Ruth Rendell

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine handvoll Charaktere. Eine ungeklärte Frage. Ein Roman, der einen fesselt. Langatmigkeit, die sich durch eine unglaublich psychische Problematik eines jeden Charakter überlesen lässt.

Zur Geschichte

Ismay und ihre Schwester Heather hüten ein Geheimnis. Die eine vermutet den Mord an Stiefvater Guy durch die eigene Schwester. Die andere weiß, was wirklich vor neun Jahren abgelaufen ist. Ismay quält seit Jahren immer die Frage: War es Heather, die Guy getötet hat? Und warum? Ihre Alpträume drehen sich stets um die gleiche Frage.

Seit diesem Vorfall halten die Schwester fest zusammen. Die Mutter wurde wahnsinnig und psychisch krank. Zusammen mit ihrer Tante Pamela wohnen die Schwestern und Mutter unter einem Dach in zwei Wohnungen. Bis eines Tages Andrew die Beziehung der “Monsterschwester” Heather und ihres Freundes Edmund missbilligt und Ismay quasi vor die Entscheidung stellt.

Und da geschieht es, dass es wieder zu einem Mord kommt. Wieder quält sich Ismay mit der Frage: Hat Heather (wieder) getötet, um sie zu retten?

Negativ

Kommen wir erstmal zum “schlechten” an der Story. Was nicht wirklich schlecht war, aber zumindest war es für Abzüge in der B-Note verantwortlich.

Zu Beginn sind es eine handvoll Charaktere in der Geschichte. Später empfindet man das nicht mehr so schlimm, weil sie irgendwie doch alle miteinander zutun haben – mehr oder weniger. Manchmal wurde mir auch etwas zu viel um den “heißen Brei drum rum” geredet – aber das war eher selten der Fall.

Eigentlich habe ich während des gesamten Lesens zwischen 4 und 5 Sternen geschwankt. Allein die letzten (traurigen) Seiten wären eine 10 Wert gewesen. Und doch. Das Ende bzw. die Auflösung kurz zuvor kam in gewisserweise so, wie man es erwartet hatte – auch wenn ich gelegentlich gehofft hatte, dass es eben nicht so endet, weil ab und an in eine andere Richtung gezeigt wurde. Trotzdem war die Art und Weise, wie das Ende kam ziemlich unerwartet.

Positiv

Und jetzt zu den vielen guten Dingen an dem Buch.

Man kommt sofort in die Geschichte rein und verfolgt die Leben der einzelnen Charaktere.

An erster Stelle muss ich den Scheibstil loben. Es wurden mehrere Charaktere beleuchtet und jede war, wie ich es empfand, auf seine eigene Art und Weise bescheuert. Allerdings im Sinne von: Irgendwie hat doch jeder seine Macken und lebt damit. Kein Charakter war wie der andere.
Da gab es den besitzergreifenden Freund. Die gebrochene Schwester. Das Paar, dass füreinander bestimmt ist. Die böse Schwiegermutter, die sich in ihr Leid reinsteigerte. Bruder und Schwester, die zwar in unterschiedlichen sozialen Schichten leben und trotzdem eine Gemeinsamkeit haben: Dreistigkeit.

Ruth Rendell konnte mit dieser Geschichte ein reales Leben modellieren, in dem man sich irgendwie wiederkennen kann, ohne selbst Teil der Geschichte zu sein.

Mein Lieblingscharakter wurde Heather. Ich weiß auch nicht, warum genau. Den Charakter den ich am meisten gehasst habe, war Marion, dicht gefolgt von ihrem Bruder Fowler. Die beiden konnten sich gegenseitig in Sachen Dreistigkeit immer wieder übertrumpfen.

Es hat irgendwie Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen – so, als würde man eine Serie anschauen. Ich habe mich auch oft dabei erwischt, wie ich mir gewünscht hätte, dass dem einen Charaktere, in dem Fall Marion, mal was passiert, dass sie mal auf die Schnauze fliegt etc. – weil mir ihre Dreistigkeit irgendwie zu viel wurde. Auch sie sollte lernen, dass alles Geld der Welt nicht alles ist. Ob sie es jemals lernt: lest es im Buch.

Dann haben wir noch dieses Geheimnis (der Mord an den Stiefvater), dass sich ganz am Ende auflöst und man kurz den Atem verliert. Irgendwie war man gefangen in einem Strudel von Verwirrtheit, Wut und Verwundbarkeit.

Endfazit

Es war spannend. Gelegentlicht langatmig, dennoch unterhaltsam. Man hatte sich die meiste Zeit über die dummen Gedanken der Menschen geärgert; oder andere aus seinem Umfeld darin wiederkannt. Mit einer Tendenz zu vollen vier Sternen würde ich jedem das Buch empfehlen, der auf Romane steht, die etwas psychisch abgedreht sind, aber noch nicht wirklich reif für die Kategorie “Psychothriller” sind.

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