Rezension

Es wimmelt von Mary Sues und Gary Stus!

Die Blutlinie - Cody Mcfadyen

Die Blutlinie
von Cody Mcfadyen

Bewertet mit 2 Sternen

Die New York Times schreibt dazu: "Wenn Ihnen dieses Buch keine Angst macht, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen."
Nö, meinen Arzt habe ich nicht aufgesucht - obwohl mir dieses Buch nicht die geringste Angst gemacht hat! Ein Thriller der harten Sorte soll "Die Blutlinie" sein, grausame Morde, ein eiskalter Serienkiller, eine ganz taffe FBI-Agentin. Nun ja, meines Erachstens krankt dieses Buch genau daran: an Übertreibung im Allgemeinen sowie am Mary-Sue-Syndrom im Besonderen.
Alles an der Geschichte und den Figuren wirkt extrem, überzogen und damit unglaubwürdig. Ich mache mal eine Liste:
- extrem grausame Morde: ist alles dabei, Folter, Vergewaltigung, Verstümmelung, Freude des Mörders an seinen Taten. Nur lassen die Beschreibungen zumindest mich ziemlich kalt, ich dachte dabei, na ja, ok, wundert dich jetzt nicht bei diesem Roman. Es wirkt alles sehr bemüht.
- Die Protagonistin Smoky Barrett ist eine eindeutige Mary Sue: Sie ist die Beste beim FBI, die beste Schützin Amerikas (O-Ton des Romans!), hat mit Matt die Liebe ihres Lebens gefunden, führte eine Super-Ehe, Super-Sex, Super-Kind, aber leider wurde das alles zerstört durch einen - wie könnte es auch andres sein - Seriemörder, der eines nachts in ihr Haus eingedrungen ist, sie gequält, vergewaltigt, erniedrigt, entstellt und ihren Mann umgebracht hat. Aus Versehen erschioss Smoky dann auch noch ihre eigene Tochter. Selbst in ihrem Leid und Schicksal ist Smoky noch eine Mary Sue.
- Smokys Team: leider auch sehr mary-sue-lastig. Callie ist die überirdisch schöne, aber knallharte Agentin, die zu allem und jedem "Zuckerschnäuzchen" sagt und immer Herrin der Lage ist. Alan ist der sanfte schwarze Riese, der aber supergeschickte Verhöre führen kann und nebenbei eine Frau hat, die alle einfach nur lieben können. James ist das A***loch der Truppe, ist aber hochintelligent, analytisch und in seinem Schicksal auch wiederum einzigartig, weil seine Schwester von einem - ja, welch ein Zufall - Serienmörder umgebracht wurde. Ja, ja, so Serienmörder tummeln sich wahrlich überall ...
- der Serienmörder dieses Buches ist natürlich auch über die Maßen genial und will auch unbedingt Smoky als seine "Jägerin" haben - weil sie ja die beste ist.
- Bonnie, die überlebende Tochter eines Opfers: spricht nicht, macht aber durch Nicken und Lächeln immer sofort deutlich, was sie will. Sie soll bei Smoky aufwachsen (die war nämlich beste Freundin des Opfers) und hat damit auch absolut keine Probleme, sie fasst sofort Vertrauen und fühlt sich offenbar in einer ihr völlig fremden Umgebung wohl. Keine Spur von Konflikten oder möglichem Trauma ...
Fazit: Spannung kam bei diesem Buch kaum auf. Mir war auch relativ klar, wer der Mörder sein muss. Das Problem dieses Buches ist einfach seine Übertreibung und die Mary-Sue-Lastigkeit all der auftretenden Figuren. Eine wirkliche Identifikation mit bspw. Smoky, der Protagonistin, kann nicht stattfinden. Dazu wirkt sie zu überzogen und überzeichnet. Das Schema des Romans ist ebenfalls sehr einfach aufgebaut. Das gute FBI mit seinen übertaffen, genial agierenden Agenten kämpft gegen das abgrundtief Böse, welches sich in ständig wiederkehrenden Serienmördern manifestiert, die dann auch immer noch grausamer, perfider und wahnsinniger handeln als "gewöhnliche" Mörder.
Daher nur 2 Sterne.