Rezension

Es wird in mein Regal der Lieblingsbücher aufgenommen.

Die Hofgärtnerin − Frühlingsträume -

Die Hofgärtnerin − Frühlingsträume
von Rena Rosenthal

Bewertet mit 5 Sternen

Das Fliedermädchen

Marleene ist die Tochter eines Gärtners und erhält schon früh Einblick in die Technik der Fliederzucht. Leider ist sie schon früh auf sich gestellt und muss um ihren Lebensunterhalt kämpfen. Da sie davon träumt eine Gärtnerlehre zu machen, was Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht möglich ist, muss sie ihr Leben als junge Frau aufgeben und sich als Junge ausgeben. Das führt natürlich zu Verwicklungen und Marten, wie sie sich ab da nennt, riskiert jeden Tag aufzufliegen. Als sie sich auch noch verliebt muss sie eine Entscheidung treffen.

 

Das Cover des Buches ist haptisch für mich ein Genuss gewesen. Obwohl es ein dicker Wälzer ist, liegt das Buch gut in der Hand und das dickere Papier mit den besonderen Prägungen und der Hervorhebung der rosa Fliederblüten machten es für mich auch zu einem Augenschmaus.

 

Der 1. Teil dieser Saga um die Hofgärtnerin hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich habe es regelrecht durchsuchtet.

 

Marleene hat es schon als Kind nicht leicht und muss sich gleich zu Beginn des Buches behaupten. Durch den frühen Tod des Vaters werden die Privilegien die sie bis dahin zeitweise genoss gestrichen und sie musste ihren Traum kurzerhand auf Eis legen.

Das Leben der Frauen und besonders das der Frauen aus der Unterschicht war Ende des 19. Jahrhunderts alles andere als rosig. Das kann man hier im Roman gut nachverfolgen. Man konnte als Frau nicht frei entscheiden und war immer vom Gutdünken der Männer abhängig.

Deshalb hat mir der Roman sicherlich auch so gut gefallen, denn die Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft wird hier an Hand von Personen der Unterschicht und der privilegierteren Schichten aufgezeigt.

Als Marleene kurzerhand in die Rolle des Marten schlüpft, um eine Gärtnerlehre anzufangen steht sie zunächst ziemlich alleine. Durch ihr Wissen und ihre Art die Dinge anzugehen gewinnt sie aber immer mehr Zuversicht in ihrer Rolle. Als dann aber neben dem Kopf auch das Herz ins Spiel kommt fällt es ihr immer schwerer mit ihrer Rolle als junger Lehrling zurecht zu kommen. Diesen Zwiespalt in der jungen Frau bringt die Autorin Rena Rosenthal sehr gekonnt rüber.

 

Außer der Geschichte der Marleene findet man im Buch noch verschiedene Nebenstränge.

So erfährt man auch viel über Frieda, die Cousine von Marleene, mit der sie sich aus Kostengründen eine Unterkunft teilt. Sie hat sich schon mal in den falschen Mann verliebt und macht nun eine Ausbildung im Blumengeschäft von Frau Maader, die ihr manches mal arg zusetzt. Hier galt noch zu 1000 % der Spruch Lehrjahre sind keine Herrenjahre.

 

Oder aber auch Bruno, der Bauerssohn, der recht einfach gestrickt ist und nicht gerade der Hübscheste der Gärtnergehilfen, aber das Herz am rechten Fleck hat und Marleene zwar hin und wieder in die Bredoullie bringt, es aber auch wieder versucht auszubügeln. Auch er ist verliebt, doch seine große Liebe scheint ihn einfach nicht erhören zu wollen.

 

Alexander Goldbach und seine Kinder Konstantin, Julius und Rosalie setzen Marleene oft ordentlich zu. Das macht ihr Leben in der Hofgärtnerei nicht wirklich einfach. Aber auch hier hat jeder seine eigene Geschichte und versucht seinen Traum zu leben. Wie weit es ihnen gelingt, kann man im Laufe der Geschichte erfahren.

 

Außerdem gibt es noch etliche Anekdoten die eigentlich Erwähnung finden könnten, wenn sie nicht zu sehr spoilern würden.

 

Für mich auf jeden Fall eines der Bücher, die es in mein Lieblingsbücherregal geschafft haben.

Ich freue mich schon darauf im Frühjahr 2022 zu erfahren, wie es mit den, mir liebgewonnen, Charakteren weiter gehen wird und kann die Zeit kaum erwarten.