Rezension

Es wird kalt da draußen ...

Snow - Die Kälte - Ronald Malfi

Snow - Die Kälte
von Ronald Malfi

Bewertet mit 4 Sternen

Der geschiedene Familienvater Todd Curry möchte seinen Sohn am ersten Weihnachtstag, Kate Jansen ihren Verlobten und das Ehepaar Wilkinson ihre Tochter besuchen. Doch sie alle stecken am Flughafen in Chicago fest, denn ein Schneesturm bringt den Verkehr zum Erliegen. Kurzerhand beschließen sie, sich den letzten geländegängigen Mietwagen zu teilen, um trotz der katastrophalen Straßenverhältnisse ihr Reiseziel doch noch zu erreichen. Unterwegs ereignet sich ein Unfall und das Gespann muss den Wagen zurücklassen, um zu Fuß ihr Glück in der nahegelegenen kleinen Ortschaft Woodson zu versuchen. Doch statt Hilfe erwartet sie hier das blanke Grauen.

Leseeindruck

Ronald Malfi ist ein Autor, der für mich stets ein Garant für solide Unterhaltung ist. Er beherrscht sein Handwerk und verschaffte mir auch dieses Mal wieder spannende, leicht gruselige Lesestunden. Die Idee zur Story ist hier sicher nicht außergewöhnlich, die anfangs leicht stereotypischen Charaktere ebenfalls nicht, doch der Spannungsaufbau und die Atmosphäre sind sehr gelungen.
Was ist es, das einen frösteln lässt, wenn man diese rasant erzählte Geschichte liest? Sind es die geisterhaften Wesen, die sich aus dem Schnee zu materialsieren scheinen und Woodson heimsuchen? Ist es die Isolierung der Bewohner von der Außenwelt - sämtliche Autos springen nicht mehr an, es gibt kein Netz, keinen Strom und keine Kommunikationsmöglichkeit? Sind es die zombiehaften ehemaligen Einwohner, die von den Wesen befallen worden sind? Oder ist es die Tatsache, dass vier ganz gewöhnliche Menschen, sich diesem Grauen stellen müssen? Es ist wohl diese gelungene Mischung in Kombination mit einem flüssigen Schreibstil, die den Leser fesselt und durch die knapp 400 Seiten fliegen lässt.
Dezent erinnerte mich das Szenario an diverse King-Romane. Eine Ortschaft, die isoliert ist und eine Gruppe Überlebender, die ganz gewöhnliche Menschen mit Alltagssorgen im Gepäck sind. Sie müssen über sich hinauswachsen, um ihr Leben zu retten. Natürlich geht das nicht ohne Verluste vonstatten und auch hier überrascht Malfi, denn er schont keine vermeintlichen Protagonisten. Keiner ist sicher.
Die Wesen beschreibt er gerade so detailliert wie es nötig ist und lässt den Leser bezüglich ihrer Absichten - genau wie die Figuren im Buch - im Dunkeln tappen. Das erhöht die Spannung immens, weil man diese Gefahr einfach nicht einschätzen kann. Und so setzt der Autor uns ebenfalls in Woodson fest. Ob es ein Happy End gibt, sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten; da heisst es Mütze, Schaal und Wintermantel raus und diesen Thriller lesen - am besten wenn es draußen schneit und stürmt.

Fazit

"Snow - Die Kälte" ist die perfekte Lektüre für lange, frostige Winternächte. Wenn der Wind an den Jalousien rüttelt, ist diese unheimliche, rasant erzählte Geschichte genau richtig. Ein flüssig geschriebener Pageturner mit toller Atmosphäre. Solider Mystery-Horror, der gut unterhält.