Rezension

Es wird unübersichtlicher ...

Das Lied von Eis und Feuer 04. Die Saat des goldenen Löwen - George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 04. Die Saat des goldenen Löwen
von George R. R. Martin

Ein wenig zu viel Schlachten und Banner dämpfen den Lesespaß ein wenig - aber wirklich nur ein wenig

Diese Rezension bezieht sich auf die Teile drei und vier der Bücherreihe von George R.R. Martin, da im Original die deutschen Teile drei und vier lediglich Band zwei sind.

Der Schreibstil von Mr. Martin hat sich gegenüber den ersten beiden (deutschen) Teilen dieser Reihe natürlich nicht verändert, dennoch muss ich diesmal ein paar Einschränkungen vornehmen, die mich nicht mehr so vorbehaltlos jubeln lassen, wie nach dem Genuss der Bände eins und zwei.

Zunächst einmal fällt auf, dass mit dem Charakter „Davos“ ein neuer Erzähler hinzugekommen ist, der die Geschehnisse rund um Stannis Baratheon beschreibt, der einer der vier Könige ist, die sich in den vorliegenden zwei Bänden um die Königskrone in Westeros streiten.

Hiermit beginnen meiner Ansicht nach aber auch schon die Probleme dieser Fortsetzung. Das vorherrschende Thema ist der Krieg um die Krone, der sich nicht nur in einer, sondern gleich in unüberschaubar vielen Schlachten manifestiert. Was an sich ja erstmal nicht so arg schlimm wäre, würden nicht viel zu viele Schlachten viel zu detailverliebt beschrieben. Die Taktiken der einzelnen Parteien sind schon recht ermüdend, sind aber noch gar nichts im Vergleich zu den nun in völlig unüberschaubarer Zahl auftretenden Lords und Ritter, von denen man oft gar nicht mehr weiß, auf wessen Seite sie stehen, was durch den Umstand, dass diese auch hin und wieder gewechselt werden, noch undurchsichtiger wird. Was mich aber am allermeisten gestört hat, ist die offensichtliche Liebe von Mr. Martin zu seinen Bannern. Jedes noch so kleine Haus und Geschlecht auf Westeros hat sein eigenes Banner. Und gefühlsmäßig jedes wird mindestens drei Mal im Buch detailliert beschrieben, bis es mich wirklich so gelangweilt hat, dass ich anfing, diese Stellen zu überfliegen.

Auch andere Handlungsstränge haben mich nicht hundertprozentig überzeugt. Habe ich doch noch in meiner Rezension zum deutschen Teil zwei meiner Hoffnung Ausdruck gegeben, dass ich handlungstechnisch große Hoffnung in die Damen Sansa und Daenerys setze, so haben mich ihre beiden Geschichten auch ein wenig enttäuscht. Hat Sansa wenigstens die ein oder andere gute Szene, so kommt mir die Handling um Daenerys scheinbar gar nicht von der Stelle. Auch die Geschichte von Jon kommt nur gemächlich voran, während man von Catelyn nicht mehr wirklich viel zu lesen bekommt – und damit auch fast nichts über Robb und Jamie, zwei der interessantesten Charaktere des Buches.
Sehr positiv entwickelt hingegen haben sich meiner Ansicht nach die Storys von Bran und Theon, während der Star der ersten beiden Bände Tyrion sich nun endgültig zum unverzichtbarsten Charakter gemausert hat. 

Alles in allem habe ich den Eindruck gewonnen, dass Mr. Martin (noch?) nicht gewusst hat, wohin er mit allen Charakteren will, weswegen meines Erachtens im originalen Band zwei der Reihe doch einige Längen entstanden sind. 

Das scheinen auch die Produzenten der Serie „Game of Thrones“ so gesehen zu haben, denn im Unterschied zur ersten Staffel, die die Geschehnisse der deutschen Bände eins und zwei umfasst, hat man für die Staffel zwei doch im Gegensatz zur Romanvorlage einige deutliche Veränderungen vorgenommen, was der Serie in meinen Augen doch recht gut getan hat.

Leseempfehlung also durchaus, doch nicht mehr mit fünf Sternen.