Rezension

Es wird wieder grausig und schaurig - ein genialer Thriller

Die ewigen Toten - Simon Beckett

Die ewigen Toten
von Simon Beckett

Bewertet mit 5 Sternen

Warum wollte ich das Buch lesen?

Seit Jahren ist Simon Beckett mein ganz persönlicher Thriller-Gott - er ist einer der wenigen Thriller-Autoren, die ich lese. Und immer wieder aufs Neue freue ich mich wahnsinnig auf einen neuen Hunter-Teil und das hat jede Menge Gründe. Vor allem mag ich die bedrohliche Atmosphäre und die grausige Stille, die die Geschichten ausmachen. Simon Becketts Bücher sind ungemein spannend und mitreißend, aber sie sind nicht atemlos, die Handlung wirkt nie gehetzt, sondern bedächtig. Jeder noch so kleine Aspekt der Geschichte wird akribisch seziert - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Hunter Romane sind für mich einfach etwas ganz Besonderes und genau deswegen konnte ich den mittlerweile 6. Band der Reihe kaum erwarten. Und nun möchte ich euch natürlich auch verraten, ob sich das Warten gelohnt hat:

 

Auf den Punkt gebracht: Das macht die Handlung aus

Diesmal begleiten wir David Hunter nicht auf eine einsame, vom Meer umtoste Insel und auch nicht ins schaurige Dartmoor - "Die ewigen Toten" spielt in Hunters Heimat London und so befindet sich der forensische Anthropologe diesmal sozuagen auf vertrauten Terrain. Dennoch ist die Kulisse auch diesmal wieder düster, wahnsinnig atmosphärisch und einfach der perfekte Ort für ein grausiges Verbrechen. Auf dem Dachboden eines abrissreifen, seit Jahren stillgelegten Krankenhauses wird eine teilweise mumifizierte Leiche gefunden und als wäre das nicht schon gruselig genug, stößt das Ermittlerteam um Inspektor Ward, die wir bereits von anderen Fällen kennen, und David Hunter während der Bergung der Leiche auf eine zugemauerte Kammer, in der sich, festgeschnallt auf Krankenhausbetten, zwei weitere, schrecklich zugerichtete Leichen befinden. Verlassene Krankenhäuser wirken ja per se unheimlich und furchteinflößend - zusammen mit den entsetzlichen Verbrechen, die an diesem Ort verübt wurden, ergibt sich deswegen eine Ausgangssituation, die packender und schauriger nicht sein könnte.

 

Es ist wahnsinnig spannend, die Ermittlungen, die alsbald aus dem Ruder laufen, mitzuverfolgen. Der Fokus liegt dabei natürlich wieder auf der Arbeit des forensischen Anthropologen David Hunter, der nicht nur ein Genie auf seinem Gebiet ist, sondern auch das Pech magisch anzuziehen scheint. Diesmal bekommt er es neben einem besonders kniffligen Fall auch mit einem überheblichen, aufgeblasenen Kollegen, einem aufdringlichen Anwalt, der sich ständig in die Ermittlungen einmischt, einer gereizten Ward und seiner eigenen Vergangenheit zu tun. Eine explosive Mischung, die dafür sorgt, dass sich die Ereignisse immer wieder überschlagen - trotzdem wirkt die Handlung auch in diesem Hunter Band wieder ruhig, entwickelt sich verhältnismäßig langsam und besticht vor allem durch die bedrohliche Atmosphäre, die einfach perfekt ist für diese Art von Thriller. Ich liebe diese einzigartige Beckett-Kombination einfach und konnte mich deshalb auch dieses Mal wieder voll und ganz in der Geschichte verlieren.

 

Dinge, die mich wirklich beeindruckt haben

Immer wieder aufs Neue beeindruckt mich Simon Beckett mit dem Know How, das in seinen Romanen steckt. David Hunters Arbeit, die Beckett auch in "Die ewigen Toten" bis ins kleinste Detail beschreibt, ist ja eine recht spezielle und ich finde es grandios, wie detailhaft und anschaulich sie dargestellt ist. Und ich muss es wiederholen: Die Atmosphäre, die Simon Beckett mit seinen Worten erzeugt und mich damit beim Lesen in genau die richtige Stimmung versetzt, ist für mich einfach unvergleichlich. Sie macht seine Romane in meinen Augen zu echtem Thriller-Hochgenuss.

 

Die Figuren...

...sind ambivalent, vielschichtig und gehen in "Die ewigen Toten" an ihre Grenzen. Der Fokus liegt nicht nur auf dem sehr besonnenen und irgendwie vom Pech verfolgten und trotzdem genialen forensischen Anthropologen David Hunter, sondern auch auf Detective Ward, deren Nerven bei den Ermittlungen im St. Jude blank liegen, auf Daniel Mears, einem aufgeblasenen Kollegen Hunters, den man einfach nicht sympathisch finden kann, und ganz unterschwellig auf einer weiteren Figur, die man aus der Vergangenheit kennen dürfte. Zu dieser Figur verrate ich gar nichts, um euch nicht zu spoilern - aber ich kann euch verraten, dass ihr Auftauchen für zusätzlichen Zündstoff sorgt und zumindest mir eine Gänsehaut beschert hat. Die Personenkonstellation befeuert die Handlung zusätzlich, auch wenn ich mich manchmal frage, wie sich Hunter denn nun schon wieder in solch einen Schlamassel manövrieren konnte. Aber irgendwie macht das eben auch den Charme der Bücher aus.

 

3 Gefühle, die ich während des Lesens hatte

Ekel - der bleibt, glaube ich, nicht aus, wenn sich David Hunter an die Arbeit macht. Simon Becketts sehr plastischer Erzählstil besorgt den Rest - genau das wünsche ich mir von einem Roman mit einem forensischen Anthropologen in der Hauptrolle.

Entsetzen - versprochen, die Verbrechen, um die es in "Die ewigen Toten" geht, haben es in sich und die blanke Wut, die dahinter steckt, raubt einem schon einmal den Atem.

Respekt - vor den Toten und vor David Hunters akribischer Arbeit. Das muss ein Mensch erst einmal schaffen.

 

Das hat die Geschichte mit mir gemacht:

Nichts anderes hatte ich erwartet: "Die ewigen Toten" hat mich von Anfang bis Ende gepackt, micht mit der ruhigen und dabei herrlich schaurigen Atmosphäre gefangen genommen und mir aufs Neue gezeigt, was ich an Simon Becketts Büchern so liebe. Außerdem ist die Handlung für einige Überraschungen gut und schlägt am Ende einen großen Bogen zu den Ereignissen in vorherigen Hunter Bänden. Zugegeben: Das Ende klärt mir persönlich vielleicht einen Ticken zu viel auf und leider fühlt es sich wahnsinnig endgültig an - auf jeden Fall nach Umbruch oder Neuanfang. Ob das bedeutet, dass Simon Beckett Schluss macht mit David Hunter oder dass künftige Hunter Romane vielleicht stattdessen in eine völlig andere Richtung gehen - auf die Antwort müssen wir wohl noch eine Weile warten.

Mein Fazit
Gibt es von mir eine Leseempfehlung zum Buch?

Überdeutliches Ja, Ja, Ja! Mich als großen Beckett und Hunter Fan hat auch "Die ewigen Toten" wieder glänzend unterhalten, mich das Fürchten gelehrt und mich mitgenommen auf eine spannende, schaurig-schöne Reise in das Reich der Toten - wenn man so will. Ich bin beim Lesen wieder voll und ganz auf meine Kosten gekommen und möchte David Hunter in meinem Bücherregal einfach nicht mehr missen. Es ist eine Reihe, die ganz anders ist als andere Thriller und die mich gerade deswegen voll und ganz überzeugt.