Rezension

Et hätt noch immer joot jejange ...

Das Imperium aus Asche - Anthony Ryan

Das Imperium aus Asche
von Anthony Ryan

Bewertet mit 4 Sternen

»Das Imperium aus Asche«, der dritte und letzte Teil von Anthony Ryans Reihe »Draconis Memoria«, ist sehr spannend geworden, aber, wie die vorigen Bände, mit zahlreichen Gewaltszenen »gespickt«; Fantasy-Geschichten, die - wie in den Büchern von Christian von Aster und Maja Ilisch (von beiden erscheinen in den nächsten Wochen neue Bücher bei Klett-Cotta) - nicht primär auf Gewalt setzen, haben durchaus etwas für sich.

Wie in Band 1 und 2 setzt sich die Geschichte von »Das Imperium aus Asche« aus den Erlebnissen mehrerer Personen zusammen: von (1) Corrick Hilemore, dem Kapitän der EPS Überlegenheit; (2) Clay (Claydon) Torcreek, schon seit Hunderten von Seiten tapferer Kämpfer gegen den Weißen; von (3) Sirus Akiv Kapazin, General der Verderbten-Armee des weißen Drachen – Sirus hat sich, bei aller Grausamkeit, einen Rest Widerstand und eine Erinnerung an den, der er vor der Umwandlung in einen Verderbten war, bewahrt; und (4) Lizanne Lethridge, Blutgesegnete und frühere Geheimagentin des Eisenboot-Handelssyndikats.

Durch Trance können Blutgesegnete mit anderen weit entfernten Blutgesegneten (oder teils auch Drachen) und auch mit Menschen, die zu anderer Zeit gelebt haben, in Verbindung treten. Durch diese Idee gelingt es Ryan, die Vorgeschichte um die Entstehung des weißen Drachen als erlebte Ereignisse zu erzählen. Die Geschichte um den geheimnisvollen Tüftler (vgl. Bd. 1 und 2), dessen Erfindung für den Sieg über den Weißen von Bedeutung sein soll, wird plausibel aufgelöst, ebenso die Erzählung um Kristalle, denen Clay in den vorigen Bänden nachgeforscht hat.

Was mir gefällt, ist, dass Gut und Böse nicht eindeutig voneinander geschieden werden: Auch die, die für den Fortbestand der Menschheit und das Gute kämpfen, bedienen sich verwerflicher Mittel und sind auch moralisch von den Geschehnissen und ihrem Tun gezeichnet. Damit vermeidet Ryan eine simplifizierende Sicht, wie sie in der Realität gepflegt wird, wenn Kriege und das Töten von Menschen heutzutage im Namen der Werte des Westens ausgeführt werden und die handelnden Personen auf amerikanischer und europäischer Seite anscheinend immer mit reinem Gewissen hervorgehen.

In Ryans Buch bewundere ich einerseits die Phantasie des Autors und seine Fähigkeit, Motive über ca. 1800 Seiten zu entwickeln und schlüssig aufzulösen; ein Fan seiner Gewaltorgien bin ich nicht; zudem sind die Schlachten, in denen Drachen Feuer spucken und Menschen töten und Verderbte Morde begehen und in Massen getötet werden, Variationen des immer Gleichen.

Am Schluss wird die Situation für die Verteidiger der Menschheit – wie in Fantasy-Geschichten üblich – immer aussichtsloser, das Böse (der Weiße) scheint gewonnen zu haben, bis … (vgl. Rheinisches Grundgesetz, § 3: Et hätt noch immer joot jejange)