Rezension

Etwas andere SciFi

Binti - Nnedi Okorafor

Binti
von Nnedi Okorafor

Binti von Nnedi Okorafor

 

Binti will lernen – noch mehr lernen, als sie eh schon weiß. Sie ist eine der besten Harmonistinen der Galaxie und hat das Angebot bekommen, an der besten Universität zu studieren. Aus diesem Grund wiedersetzt sie sich den Gebräuchen und Traditionen ihrer Familie und verlässt ihren Planeten – um in große Gefahr zu geraten und um unerwartete Freundschaften zu schließen.

 

Das vorliegende Buch ist eine Gesamtausgabe von Novellen, in sich abgeschlossene kleinere Romane, die auch als solche gelesen werden sollten und als solche ebenfalls strukturiert sind – nicht als ein vollständig durchgehender Roman. Mit diesem Hintergrundwissen ausgestattet lassen sich die einzelnen Novellen auch gleich mit viel mehr Genuss lesen, da ich für meinen Teil andere Maßstäbe an eine „lange“ Kurzgeschichte lege als an einern vollständigen Roman.

Ich hatte nach den ersten Seiten gleich einen Draht zu Binti, jener Jungen Frau, die ganz abseits aller Traditionen fort und die Galaxie erkunden möchte, trotzdem noch tief verwurzelt in den alten Gebräuchen ist und ihren Weg finden muss. Nicht nur den Räumlichen, auch den ideellen. Binti ist eine Himba, die sehr stark mit ihrer Familie verwurzelt sind und für die viele Dinge ein Tabu darstellen, die für den normalen „Menschen“ ganz selbstverständlich sind. Bintis Weg zwischen Tradition und Wissensdrang hat mich mitgerissen und über die Seiten hinweg getragen.

 

Die Struktur des Buches ist wie eingangs erwähnt recht ungewöhnlich – vieles wird schnell erzählt und in sich sind die Bücher schnell getaktet. Da kommt es schon mal vor, dass Tod und Überfälle auf wenigen Seiten komprimiert werden. Der Fokus liegt auf der Protagonistin und ihrer Gefühlswelt bzw. ihrer mathematischen Gabe. Interessant, neu und ungewöhnlich – für mich aber auch manchmal ein wenig zu schnell, um wirklich „mitfühlen“ zu können.

 

Der Stil des gesamten Werkes ist gekonnt, locker. Man fliest förmlich durch die Seiten, wird an fremde Traditionen und Spezies herangeführt, ohne ins Stocken zu kommen oder auf der letzten Seite noch einmal eine Passage nachlesen zu müssen. Mir ist das jedenfalls nicht passiert. Die Autorin versteht definitiv ihr Handwerk – und das ziemlich virtuos. In meinem Kopf wurde sowohl die trockene raue Landschaft lebendig als das ich genauso das Lehm-Öl-Gemisch auf der Haut fühlen konnte, das die Himba traditionsgemäß tragen.

 

Natürlich bleibt auch dieses Buch vor Kritik nicht gefeilt – manchmal empfand ich die Story nicht als wirklich durchdacht und ausgreift – Übersprungshandlungen inklusive. Natürlich könnte man argumentieren, dass dies der Struktur der Geschichte geschuldet ist – aber solche schnellen (manchmal grundlosen oder nicht genug begründeten Handlungen stoßen mir persönlich doch schon etwas sauer auf.

 

Insgesamt ein Buch, das allein schon wegen der Protagonistin viel Spaß macht und die Gebräuche einer fremden Gesellschaft in Science-Fiction mäßiger Umgebung wiedergibt. Toll gemacht! Wegen den Plotschwächen vergebe ich gute vier Sterne.