Rezension

Etwas dringt in deinen Geist ein...

Hänschen klein - Andreas Winkelmann

Hänschen klein
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 5 Sternen

Eines Tages erhält der junge Anwalt Sebastian Schneider, der mit seinen Eltern auf einem Pferdegestüt etwas abseits des Dorfes lebt, einen anonymen Brief. Auf violettem Papier wurde die erste Strophe des alten Kinderliedes "Hänschen Klein" niedergeschrieben und einige bedrohlich klingende Zeilen beigefügt. Zunächst hält Sebastian das Ganze für einen Irrtum. Doch nach und nach drängt sich immer mehr aus der Vergangenheit in sein Leben. Und diese Frau, die lange Jahre totgeschwiegen und totgeglaubt wurde, die dem Wahnsinn verfallen ist, hat nur ein Ziel, sie will ihr Hänschen ganz für sich alleine und dazu ist ihr jedes Mittel recht.

Und wieder ist es Andreas Winkelmann gelungen etwas Normales aus dem Alltag mit einem schauderhaften Beigeschmack zu belegen. Dieses Mal ein Kinderlied, wobei mir manche Zeilen aus der älteren Version des Liedes noch gar nicht bekannt waren. Allmählich baut sich eine Spannung auf, die sich immer mehr steigert und dieses obwohl der Leser früh weiß, wer der mysteriöse Schreiber des Briefes ist. Selten hat mich eine Person in einem Thriller so sehr verstört, mich so gegruselt, dass sie mich auch nach dem Lesen noch in meinen Gedanken verfolgt. Nicht die Polizeiarbeit steht bei diesem Thriller im Vordergrund, sondern das Leben des Protagonisten.

Der Autor verknüpft Elemente des Horrors mit mystischen Ritualen und erschafft so eine Mischung des subtilen Grauens. Sehr bildhaft beschriebene blutige Szenen erzeugen eine angstbeladene Stimmung, aber das wirklich furchterregende sind die leisen Töne dazwischen. Mich hat dieser Roman gefesselt und gut unterhalten. Ich empfehle den Thriller Lesern mit nicht allzu schwachen Nerven, vielleicht mit ein wenig kindlicher Hintergrundmusik dazu... Aber auch ohne diese musikalische Untermalung wird dieses spezielle Liedchen noch eine Weile in den Ohren weiter klingen.

"Hänschen Klein" - das ist der Stoff, aus dem Albträume gewebt sind!