Rezension

Etwas einfach gestrickt

Anna und die flüsternden Stimmen - Sabine Städing

Anna und die flüsternden Stimmen
von Sabine Städing

Dieses Buch ist, besonders am Anfang, wie ein rasender Zug – und der Leser ist vor der Lok angebunden. Rasend schnell wird man in die Handlung geworfen und während man noch dabei ist, sich ein Bild von Anna zu machen, geht der große Spuk auch schon los.
Mir hat dieses Tempo nicht so gut gefallen, ich habe es lieber, wenn sich eine Geschichte entwickelt. Denn so entsteht bei mir der Eindruck, ein Buch wäre einfach mal so runter geschrieben worden, und dann suche ich nach Fehlern. Und ja, die gibt es auch. Da werden nämlich aus Kastanien schnell mal Eichen.
Gut, so schlimm ist das nicht, schließlich handelt sich es hier um ein Jugendbuch (natürlich ist es schlimm, aber gerade bei Jugendbüchern wird zuweilen wenig Wert auf einen gewissen Standard gelegt).
Im Laufe der Geschichte entwickelt sich allerdings ein Sog der Ereignisse, dem ich nicht widerstehen konnte. Die ‚geisterhaften’ Szenen sind haarsträubend gruselig – und das hat mir wiederum gut gefallen. Sicher, irgendwie kommt einem die Geschichte bekannt vor, irgendwie hat man schon mal einen Film gesehen, indem es ähnlich zuging, irgendwie eine Mischung aus Poltergeist und Stephen King, doch das stört wenig.
Was mich gestört hat, waren die Ausflüge in die ‚normale Welt’, die zuweilen eher lächerlich waren und manchmal auch ins Nichts führten. Fäden werden gesponnen, aber nicht fortgeführt, etwas unausgegoren.
Der Stil als solcher ist locker und jugendbezogen, der Leser wird direkt angesprochen, was ich immer sehr schön finde. Doch leider scheint es für deutsche Autoren nicht möglich zu sein, Anglizismen zu unterlassen, während die Übersetzer englischsprachiger Romane damit keine Probleme haben. So findet man also eher das Wort ‚f...’ bei deutschsprachigen Romanen, während die Übersetzer lieber das Wort ‚Sch....’ verwenden. Das finde ich faszinierend.
Gefallen hat mir auch die graphische Gestaltung der einzelnen Seiten, wenn mir auch nicht ganz klar ist, was Pusteblumen mit dem Inhalt zu tun haben.

Fazit?
Ein nettes Buch mit einem gewissen Gruselfaktor, genau richtig für Jugendliche. Für Erwachsene etwas einfach gestrickt.