Rezension

Etwas enttäuschend

Herr Kato spielt Familie
von Milena Michiko Flasar

Bewertet mit 3 Sternen

Herr Kato, ein japanischer Büroangestellter, ist in den Ruhestand gegangen. Was nun? Seine Frau hat ihren eigenen Tagesablauf, da will er nicht im Wege stehen, die Kinder sind längst aus dem Haus, Hobbies und Freunde gibt es nicht, dafür war keine Zeit. So verbringt Herr Kato seine Tage damit durch die Stadt zu laufen und Straßen zu entdecken, die er bisher noch nicht kannte. Bis ihm eines Tages Mie begegnet, eine junge Frau, die eine Agentur namens "Happy Family" leitet und  fiktive "Verwandte" vermietet. Herr Kato lässt sich auf sie ein und agiert mal als Großvater, als als Chef und macht ganz neue Erfahrungen. Doch dannn gibt Mie die Agentur auf.

Das Buch ist optisch sehr schön gestaltet und fällt auf. Seine Sprache ist zart und poetisch, sie gefiel mir sehr gut und ließ sich gut lesen.

Im ersten Teil wird Herrn Katos Situation anschaulich geschildert, er ist mit sich und der Welt unzufrieden, wagt aber nicht, etwas zu ändern. Er scheint mir ein typisch japanischer Angestellter zu sein, der nicht auffallen will und sich scheut eigene Wege zu gehen. Im zweiten Teil blüht er auf, denn er spielt für die Agentur seine Rollen, das belebt ihn und er freut sich auf jede neue Aufgabe. Er macht seine Sache gut, die Kunden sind zufrieden. Umso verzweifelter ist er, als Mie ihre Agentur schließen will.

Trotzdem vergebe ich für dieses Buch nur drei Sterne, weil der dritte Teil ziemlich enttäuschend ist. Ohne zu viel zu verraten, plätschert dieser Teil einfach nur vor sich hin. Zwar hat er seiner Frau um ersten Mal Blumen geschenkt und seine hochschwangere Tochter taucht plötzlich nach einem Streit mit ihrem Ehemmann bei den Eltern auf, doch ein Herzinfarkt mach einem möglichen Neuanfang ein Ende.

Es kann sein, dass die Mentalitätsunterschiede zwischen Japan und Europa das Buch schwer zugänglich machen. Wenn ich die heutige hiesige Rentnergeneration sehe mit allen ihren Aktivitäten, dann scheint mir Herr Kato wie aus der Zeit gefallen.

Leider fand ich zu diesem Buch keinen richtigen Zugang und habe mich damit schwer getan.