Rezension

Etwas enttäuschend

Die geheime Mission des Kardinals - Rafik Schami

Die geheime Mission des Kardinals
von Rafik Schami

Bewertet mit 3 Sternen

Das neue Buch von Rafik Schami "Die geheime Mission des Kardinals" startete mit einer gehörigen Portion Sympathievorschuss für den Autoren. Wenige Schriftsteller sind mir so freundlich und herzlich begegnet wie der seit 1971 in Deutschland lebende, aus Damaskus stammende Schami. Sein Roman "Die dunkle Seite der Liebe" von 2004 hat mir einst sehr gut gefallen. Aber bereits mit "Sophia oder Der Anfang aller Geschichten" (2015) hatte ich so meine Schwierigkeiten. Nun sollte eine der Figuren aus "Die dunkle Seite der Liebe" erneut eine Rolle spielen, und zwar die zentrale als Ermittler in einem undurchsichtigen Kriminalfall, Kommissar Barudi. Dieser steht kurz vor der Pensionierung als die Leiche eines Kardinals aus dem Vatikan in einem Ölfass an die italienische Botschaft in Damaskus geliefert wird. Es ist das Jahr 2010, also noch vor Ausbruch des Bürgerkriegs, und um politische Turbulenzen zu vermeiden, wird Barudi ein italienischer Ermittler, Marco Marcini, an die Seite gestellt. Es geht um religiösen Irrsinn, Aberglauben, Wunderheiler, Geschäfte mit der Religion - und zwar sowohl auf christlicher als auch muslimischer Seite, und um Syrien, zerrieben wird zwischen Islamisten und der Diktatur Baschar Hafiz al-Assads. Schami trauert über und um seine ehemalige Heimat, das merkt man in jeder Zeile. Mit seiner ausufernden Fabulierkunst beschreibt er Land und Leute und vor allem auch die Küche. Das ist farbenprächtig, aber oft zu ausufernd. Daneben plätschert die Krimihandlung vor sich hin. Politische Botschaften sind vor allem in den die Erzählung unterbrechenden Tagebuchnotizen Barudis verpackt. Oft aber auch in gänzlich konstruierten Dialogen. Zu viel Erklärung wird da hineingepackt. Die Männerfreundschaft zwischen den Ermittlern  ist reichlich betulich, die Liebesgeschichte Barudis mit seiner Nachbarin unglaubwürdig und kitschig. Lesen kann man das Buch trotzdem gut. Es ist unterhaltsam und sympathisch wie sein Autor.