Rezension

Etwas geht vor – aber was?

Zwölf Wasser Buch 1: Zu den Anfängen - E. L. Greiff

Zwölf Wasser Buch 1: Zu den Anfängen
von E. L. Greiff

Bewertet mit 4 Sternen

Seit über hundert Jahren herrscht Frieden in der Welt. Nach der großen Feuerschlacht wurde Welsien unter einer Ascheschicht bedeckt, und Pram wurde zur mächtigsten Stadt des Kontinents. Die letzten Welsen leben in ärmlichen Verhältnissen in Goradt, der Stadt am Berg. In einer Grotte leben dort auch die Undae, einer Gemeinschaft hoher Frauen, die stark mit dem Wasser verbunden sind. Sie warnen die Welser: „Wasser sinkt. Wasser steht. Wasser schweigt. Etwas geht vor.“ Drei von ihnen machen sich in Begleitung welsischer Offiziere auf den Weg zu den zwölf Quellen. Diese Reise führt sie über Pram bis in die entlegensten Winkel des Kontinents. Was sie dort finden, wird sie für immer verändern.

Das Cover des Buches gefällt mir in seinen Blautönen und mit der Wasserphiole als Eyecatcher sehr gut, sodass ich allein schon deshalb beschlossen habe, es zu lesen. Der Titel „Zwölf Wasser“ passt außerdem zum Buch, denn die Reise zu den zwölf Quellen stellt den Kern der Geschichte dar, um den sich die Handlung rankt.

Ich habe leider nur mäßig in die Handlung hineingefunden. Von Beginn an wird eine komplexe und vielschichtige Handlung aufgebaut, und ich habe einige Kapitel gebraucht, um mich in dieser zurechtzufinden. Nach dem Ende des ersten Teils (120 Seiten) springt die Geschichte dann zum anderen Ende des Kontinents und der bisherige Handlungsstrang wird bis Seite 420 auf Eis gelegt. Es folgt eine recht ausführliche Einführung in den zweiten Handlungsstrang, der Reise der Undae, der schließlich mit ersterem zusammenläuft. Erst dann wurde es für mich richtig spannend. Ich will nicht sagen, dass ich mich zuvor gelangweilt hätte – E. L. Greiff schafft eine lebendige und komplexe Welt, deren Einführung und Beschreibung einfach ihren Platz braucht. Eine wirkliche Zielstrebigkeit legte das Buch für mich aber erst zum Ende hin an den Tag, man konnte deutlich merken, dass die Geschichte auf eine Trilogie ausgelegt ist und das erste Buch nur den Grundstein legen soll. Ich hoffe daher schon jetzt sehr, dass das zweite Buch diese Zielstrebigkeit nicht wieder verliert!

Die Anzahl der Charaktere ist trotz der riesigen Welt, die im Buch erschaffen wird, recht übersichtlich. Der Merzer Babu, der Welse Felt und die Unda Riva kristallisieren sich als Hauptcharaktere heraus. Alle drei sind facettenreich, und ihre Handlungen manchmal schwer einzuschätzen, sodass sie mich überraschen konnten. Oft stehen sie vor schweren Entscheidungen, bei denen es kein richtig oder falsch gibt und bei denen ich mich als Leser gefragt habe, ob ich wohl denselben Weg gegangen wäre. Die Interaktion zwischen ihnen hätte ich mir jedoch etwas ausgeprägter gewünscht, denn alle hängen oft ihren eigenen Gedanken nach und sind mit sich selbst beschäftigt. Trotzdem sind sie mir im Laufe der Handlung sympathisch geworden.

„Zwölf Wasser“ ist der gelungene Auftakt einer Trilogie, der sich nach anfänglichen Längen zu einer interessanten Reise quer durch den ganzen Kontinent der von E.L. Greiff erschaffenen vielschichtigen und komplexen Welt entwickelt. Ich vergebe daher vier Sterne und hoffe, dass der nächste Teil den ersten an Spannung noch überbieten wird!