Rezension

Etwas gewöhnungsbedürftig.

Adorkable - Sarra Manning

Adorkable
von Sarra Manning

Bewertet mit 3 Sternen

Ganz ehrlich? Bereits nach den ersten 30 Seiten hätte ich Adorkable am liebsten in die Ecke gepfeffert und es angeschrien. Ich dokumentiere meine Lesefortschritte ja auch ganz gerne mal auf Goodreads und da habe ich folgendes geschrieben: 

⤿ Ich lese gerade Adorkable, bin gerade mal auf Seite 30 und schon total genervt von den Protagonisten. Michael, der beliebteste Schüler, ist einfach nur arrogant und oberflächlich und hasst Jeane... er hasst alles an ihr "Ich hasse... ich hasse.... ich hasse" Und dann dieser Satz: "Ich hasse die Art, wie sie ihr potthässliches Gesicht an meins randrängelt..." Ehem, gehts noch? Der ist jetzt schon unten durch...!

⤿ Und Jeane? Die scheint ziemlich egozentrisch zu sein und was ihren Freund angeht... das Küssen ist für sie beide eine Tortur, es besteht keinerlei erotische Anziehung zwischen den beiden, sagt sie selbst. Hier auch ein schöner Satz: "...kniff er die Augen zusammen und spitzte den Mund mit so fest geschlossenen Lippen, dass sie aussahen, wie das Arschloch einer Katze." Bäh. Ne sorry, aber die beiden gehen gar nicht :/

Versteht ihr, warum ich mich so aufgeregt habe? Gut. Der erste Eindruck war also schon mal nicht gut. Aber ich versuche jedem Buch eine Chance zu geben, deswegen habe ich weitergelesen. Es wurde dann auch besser, allerdings hat es mich nicht überzeugen, geschweige denn umhauen können. 

Die beiden Protagonisten stellen noch eine ganze Zeit lang ihre Oberflächlichkeit zur Schau. Sei es in der Bewertung anderer Menschen oder auch in ihren Einstellungen zu Beziehungen. Michael lenkt sich mit heißen Mädels ab und für Jeane war ihr Freund erst cool genug, nachdem sie ihn komplett geändert hat, denn jeder der nicht so ist wie sie, so "alternativ", ist cool genug. Und so jemand ist die Stimme der jungen Generation? Nun ja.. Sagen wir es mal so: Die beiden sind sehr eigen und weisen Charaktereigenschaften auf, auf die andere Autoren aus gutem Grund verzichten.  

Jeane postet beispielsweise jeden Mist auf Twitter. Sie fliegt mit dem Fahrrad hin, schlägt sich den Knöchel auf und das erste was sie denkt ist: WO IST MEIN HANDY? und postet dann erst mal was, bevor sie sich auf sich selbst konzentriert. Sie isst eigentlich fast nur Haribos, scheint ein Messi zu sein und will immer Aufmerksamkeit haben. Anstrengend, nenne ich so was. Sie hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, sie zu mögen.

Michael ist so ziemlich das genaue Gegenteil von ihr, dennoch mochte ich ihn nicht mehr als sie. Diese Unterschiede zwischen den beiden führen natürlich zu Reibereien und Streitgesprächen, die sich ziemlich gewaschen haben aber mich dennoch gut unterhalten haben. Diese Zickereien waren für mich das Beste am Buch, weil sie etwas Nachvollziehbares hatten. So ziemlich alles andere, was (zunächst) zwischen den beiden passiert, ist nämlich total unrealistisch. 

Im einen Moment schreien die beiden sich noch an und dann knutschen sie auf einmal rum. Einfach so. Sie verabreden sich, um zu Knutschen. Nicht reden und kennenlernen, nein, Knutschen. Was für eine Beziehung soll das sein? Hass mit besonderen Vorzügen? Also nein, diese Lovestory konnte mich leider so gar nicht überzeugen. Zumindest so in der ersten Hälfte. Danach wird es insofern besser, als dass Jeane und Michael sich endlich eingestehen, dass sie sich vielleicht doch nicht so sehr hassen, wie es immer der Fall zu sein schien. Es gab wirklich romantische und ergreifende Momente zwischen den beiden, die ich gerne miterlebt habe, genau so wie die Zankereien. Zu sehen, dass die beiden sich auch ändern können und den ersten Eindruck etwas verbessern können, hat mich wirklich erleichtert. Die beiden können ein schönes Paar abgeben, wenn sie es denn wollen. 

Das Fazit zu den beiden war für mich: Unter einer harten Schale kann auch ein weicher Kern stecken :)

Was mir auch gut gefallen hat ist, dass das Buch sowohl aus der Perspektive von Jeane als auch von Michael geschrieben ist. So erlebt man zwar die negativen Charaktereigenschaften von beiden hautnah, kann ihre Entwicklung aber auch viel besser nachvollziehen. Zumal es ganz interessant war, die beiden mal aus der Sicht von jemand anderem zu sehen. 

Adorkable hat es auch geschafft, mich an einigen Stellen zum Nachdenken anzuregen. Jeane schwingt gerne große Reden über ihre Generation (in der sie ja eigentlich ein "Außenseiter" ist) und in diesen kommen die Jugendlichen nicht immer gut weg. Aber einige Sachen, die sie dort anspricht, wie beispielsweise das Konsumverhalten, tragen schon einen Funken Wahrheit in sich. Da fragt man sich schon: "Wie bin ich denn eigentlich so?" Man klappt das Buch zu und hat doch irgendwie etwas über sich gelernt, und das finde ich gut. Auch Jeane und Michael haben sich bis zur letzten Seite entwickelt und sind andere Menschen als vorher, was ich wirklich schön fand.

Ja, die Protagonisten sind anstrengend und manchmal echt nervig.
Ja, die Geschichte ist teilweise echt übertrieben.
Und ja, es wird wohl nicht eines meiner Lieblingsbücher werden.

Aber dennoch habe ich das Buch ab einem gewissen Punkt gerne gelesen und mich königlich über die beiden Sturköpfe und Streitfanatiker Jeane und Michael amüsiert und ihnen die Daumen gedrückt, dass sie ENDLICH verstehen, dass man auch anders sein kann, ohne wie ein Idiot zu wirken. Manchmal waren ihre Lektionen auch ziemlich witzig.
 

FAZIT

Adorkable hat seine schlechten, aber auch seine guten Seiten, wie wohl jeder von uns auch. Ich fand das Buch und seine Charaktere an einigen Stellen leider viel zu übertrieben und nach dem für mich schlechten Einstieg konnte es mich nicht mehr wirklich gänzlich in seinen Bann ziehen. Die romantischen und nachdenklichen Seiten konnten mich dann  noch beschwichtigen und gut unterhalten, aber ein "muss-ich-nochmal-lesen"-Buch ist Adorkable leider nicht. Ich weiß nicht, ob meine Nerven das noch mal mitmachen würden :D

Kommentare

kortini kommentierte am 09. Oktober 2013 um 23:02

Wenn mir ein Buch nicht gefällt, kann ich es auch schon nach weniger als 30 Seiten wieder weglegen. :o)

JeannyMeyer kommentierte am 16. Juni 2014 um 17:30

Ich hab die Hälfte gelesen und breche es jetzt ab oder unterbreche es zumindest. Die Geschichte zieht sich einfach, ich finde es so langweilig. Dabei hab ich mich am Anfang so sehr auf das Buch gefreut.