Etwas langatmig
Bewertet mit 4 Sternen
Mit 17 will Elijah vor allem eines: weg aus Point Orchards, wo er mit seinem alkoholkranken Vater in einer Blockhütte im Wald lebt. Er möchte nach San Francisco ziehen und seinen Traum, Schriftsteller zu werden, verwirklichen. Seine Jugendliebe Nakita lässt er zurück mit dem Versprechen, nach genau 5 Jahren wieder zurückzukommen.
Er löst sein Versprechen nicht ein und Nakita heiratet einen anderen. Als Elijah fünfzehn Jahre später in seinen Heimatort zurückkehrt, muss er sich eingestehen, dass sein Plan gescheitert ist und er wie sein inzwischen verstorbener Vater in einer Werkstatt arbeiten muss, um Geld zu verdienen. Er hofft, Nakita eines Tages zu begegnen und hat gleichzeitig Angst davor. Sie ist inzwischen verwitwet und Elijah hofft, dass es wieder zu einer Annäherung kommt. Gerade als es so aussieht, als ob sie wieder eine Beziehung zueinander aufbauen könnten, wird in Point Orchards die Leiche der beliebten Ärztin des Ortes gefunden. Die Polizei geht zunächst von einem Selbstmord aus, doch dann erhält sie einen anonymen Tipp, der auf Elijah als Täter hinweist…
Bis zu diesem Punkt in der Geschichte fand ich das Buch spannend. Doch dann war mir schnell klar, was passiert sein muss, und die Geschichte fängt an, langatmig zu werden. Die blumige, teilweise kitschige Sprache hat mich auch manchmal gestört. Als Kind hatte sich Elijah in den Flur geschlichen, um seine Eltern zu beobachten, „den Rocksaum seiner Mutter, der sich wiegte wie hohes Gras, und die Liebe in den Augen seines Vaters, der auf sie hinabschaute und ihr Kinn mit dem Zeigefinger anhob, damit sie ihm in die Augen sah“ (S. 108). Als Elijah 1988 aus San Francisco zurückkehrt, kommt er mir wie aus der Zeit gefallen vor. Da er sein letztes Geld für die Heimreise ausgegeben hat, baut er Gemüse im Garten an, das er auf dem Markt verkauft, und freut sich, wenn er 4 Dollar dafür bekommt. Es ist sehr unrealistisch zu glauben, dass Elijah zunächst über Wochen ganz allein von den Früchten seines Gartens leben konnte. Wie er als erfolgloser Schriftsteller so lange in San Francisco leben konnte, wird auch offengelassen.
„Was die Gezeiten verbergen“ ist ein Buch, das mich mit seinem wunderschönen Cover geködert hat. Inhalt und Schreibstil haben mich nicht ganz überzeugt.