Rezension

Etwas oberflächlicher Roman mit Schwächen

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens - Tom Barbash

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
von Tom Barbash

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der 23-jährige Anton kehrt nach einer Malaria-Infektion verfrüht von seinem einjährigen Afrika-Aufenthalt zurück. Obwohl er eigentlich vorhat, nach der Heilung wieder zu seinem Freiwilligen-Projekt zurückzukehren, beschließt er, doch in New York zu bleiben. Hauptgrund dafür ist sein Vater: Bobby Winter, der einst eine erfolgreiche Talkshow hatte, schafft es nach einem Nervenzusammenbruch nicht, wieder ins Showgeschäft zurückzukehren. Und so beginnt für Anton und Bobby ein Jahr voller Ereignisse.
Tom Barbashs Roman spielt fast ausnahmslos in der New Yorker Oberschicht im Jahr 1980. Der Leser begegnet hier nicht nur Musiklegenden wie John Lennon und Yoko Ono, auch Präsidentschaftskandidat Ted Kennedy oder Sportlegende Muhammad Ali sind Teil der Handlung und werden fast schon beiläufig erwähnt. Es hat mich oft geärgert, dass sich Anton und seine Familie sich ihrer Privilegiertheit anscheinend überhaupt nicht bewusst sind. Trotz des Jobverlustes und angeblicher finanzieller Probleme schmeißen sie Partys, besuchen die olympischen Spiele und bleiben weiter im Dakotas wohnen. Die New Yorker Unterschicht kommt nur dann zu Sprache, wenn von Gewalt und Raubüberfällen die Rede ist. Gedanken darüber, wie es anderen Menschen (außer Promis) gehen könnte, machen sich die Winters sehr selten, was ich als sehr oberflächlich empfand.
Den Haupt-Schauplatz des Romanes, das Dakota-Building in New York, wo (auch historisch belegt) viele Prominente ihren Rückzugsort hatten und haben, fand ich allerdings sehr spannend. Die Szenen gehörten für mich zu den Highlights der Geschichte. Die Architektur und der Aufbau des Gebäudes werden sehr detailliert erzählt, sodass man die Ereignisse und Begebenheiten im Haus gut vor Augen hat. Deswegen finde ich auch den englischen Titel des Buches (The Dakota Winters) um Längen besser als den deutschen, den ich für wenig gelungen halte. Vom „besten Jahr ihres Lebens“ kann nämlich meiner Ansicht nach eher nicht die Rede sein: Anton ist unzufrieden, weil er eigentlich etwas Eigenes machen möchte und nicht nur der Laufbursche sein möchte. Die Unterstützung scheint mehr aus Pflichtgefühl zu erfolgen. Und Buddy ist ständig mit Selbstzweifeln beschäftigt, da sein Neuanfang nicht so voranschreitet wie geplant. Warum 1980 nicht das beste Jahr von John Lennon war, kann sich jeder halbwegs Gebildete ja vermutlich vorstellen.
Neben dem Titel und der Oberflächlichkeit hat mich noch eine Sache an dem Roman gestört: die Dialoge. Diese empfand ich weder als gewitzt oder humorvoll, sondern eher sehr platt. Einen geistreichen Austausch suchte ich hingegen vergebens. Trotz meiner Kritikpunkte will ich nicht unbedingt von dem Roman abraten: Er gibt einen guten Einblick in das Jahre 1980 und ich habe das ein oder andere Mal Google bemüht, um etwas mehr über die Geschehnisse oder Orte zu erfahren, wie zum Beispiel das Dakota. Wer sich zudem an die Ereignisse 1980 erinnert und noch dazu Beatles-Fan ist, könnte an dem Roman durchaus seine Freude haben.