Rezension

Etwas schwächer

Love & Lies - Molly McAdams

Love & Lies
von Molly McAdams

INHALT

Alles ist auf Happy End eingestellt. Nach dem Auf und Ab zwischen Rachel und Kash läuft alles super und harmonisch. Die Vorbereitungen für die Hochzeit laufen auf Hochtouren. Doch die Vergangenheit von Kash holt das Glück der beiden ein. Rachel wird entführt und gerät in die Fänge einer kriminellen Bande, die in frühere Ermittlungen von Kash verwickelt ist. In einem dunklen Raum erwacht, sieht sie sich ihrem Entführer konfrontiert. Denn zu jeder Tages- und Nachtzeit bleibt er an ihrer Seite. Egal was sie tut. Ein nicht endender Rhythmus aus Schlafen, Essen und Schweigen beginnt. Kash findet sich zur gleichen Zeit in seiner persönlichen Hölle wieder. Unter allen Umständen will und muss er Rachel retten. Die Zeit rast, da die Entführer schon bald Hinweise schicken, die Kash an den Rand des Wahnsinns treiben.

 

MEINUNG

„Love & Lies. Alles ist verziehen“ von Molly McAdams ist der zweite Band und schließt entgegen der Erwartung aller nicht an dem Cliffhanger an, welcher den ersten Band abgeschlossen hat. Und das war schwierig. Zu Beginn denkt man sich noch, dass es sicher nur eine kurze Rückblende ist. Eh. Falsch. Der Schreibstil ist nach wie vor sehr locker und flüssig zu lesen. Er ist zwar nicht wirklich was besonders, doch fängt er die feinen Stimmungen und die Beziehung zwischen Rachel und Kash, wie gewohnt, gut ein.

Und sobald man dann an den Punkt angelangt, wo die Spannung wieder anläuft packt es einen wieder richtig. Man rutscht nur so durch die Seiten. Ich muss aber gestehen, dass der Spannungsbogen nicht zum Zerreißen gespannt ist. Es ist immer leicht vorhersehbar und ab einen gewissen Punkt entwickelt sich diese Spannung einfach nicht weiter. Man bleibt auf einem konstanten Level, der einen gut durchs Buch zieht, aber das war’s dann auch.
Sehr schön fand ich die Idee vom Stockholm-Syndrom, das sich im Buch aufgrund der  Entführung wiederfindet. Das liest man auch nicht jeden Tag. Vor allem in dem Genre. Ich hatte selbst schon früh den Verdacht und fühlte mich mit der Zeit immer mehr darin bestätigt. Da hat die Autorin auch nicht wirklich gegen gearbeitet, mit den vielen doch sehr „eindeutig-zweideutigen“ Szenen. Und auch die Chemie zwischen Rachel und ihrem Entführer, dem sie den Namen „Taylor“ gibt, ist gut umgesetzt. Die kam zwar sehr plötzlich und in rauen Mengen, dennoch hat es die Handlung um Rachel am Leben gehalten.

Dennoch fand ich die Figur von Rachel in diesem Band sehr anstrengend. Obwohl es sehr viele ruhige Szenen mit ihr gibt und sie auch nicht großartig, von ihrem Wesen her, in Erscheinung tritt, passt es einfach nicht zu der Figur. Die habe ich im ersten Band anders kennen gelernt. Die hatte Feuer und Biss. Dagegen wirkte Rachel einfach unfassbar nachgiebig. Da fehlte Kampfgeist. Nach gefühlten zwei Sekunden hat sie sich diesem Umstand der Entführung gefügt. Und auch Kash entwickelt einige Charakterzüge, die sehr unschön sind. Er agiert sehr unbedacht, schon gefährlich in Bezug auf die eigene Sicherheit und die von Rachel in Gefangenschaft. Eigentlich müsste er es als ausgebildeter Cop besser wissen. Das kann man also einem gewissen Platzhirsch-Gehabe zuschreiben und das ist nicht minder anstrengend zu lesen. Unter dem Aspekt, dass in so einer Ausnahmesituation auch vollkommen unerwartete Charakterzüge ihren Weg ans Tageslicht finden, kann ich das verschmerzen. Finde das aber immer noch aufgesetzt und unpassend für die Figuren.

Was allerdings sehr gut umgesetzt wurde, ist diese komplizierte und wackelige Zeit nach der Entführung. Die finde ich sehr authentisch. Rachel ist unnahbar, irgendwie sehr verträumt und in sich gekehrt; und auch Kash weiß nicht wirklich wie es weitergehen soll. Er handelt entgegen seinem Bedürfnis und dem was er oft auch sagt. Wie das alles schlussendlich aufgelöst wird hat natürlich etwas mit diesem Verdacht auf das Stockholm-Syndrom zu tun und steht, für mich, auf eher wackeligen Beinen. Das Ende wurde mir dann auch noch zu New-Adult-Stereotyp-lastig. Weswegen mich der Zauber aus dem ersten Band diesmal nicht richtig greifen konnte.

 

FAZIT

Der zweite Band war wieder eine tolle, actionreiche und spannende Geschichte. Trotzdem finde ich, dass er nicht an den ersten Band heranreichen kann. Obwohl der Inhalt nicht direkt an den ersten Band anschließt und auch thematisch in eine andere Richtung geht, konnte mich das alles nicht wirklich überzeugen. Wer den ersten Band kennt, will den Cliffhanger schnell aufgelöst haben. Das passiert erstmal nicht. Der Mittelteil ging dann wieder und das Ende war mir einfach zu kitschig. Das war schmalzig und hatte nichts mehr von dem Charme, der mich im ersten Band noch so packen konnte. Das heißt nicht, dass es nicht unterhaltsam war, aber mir fehlte das gewisse Etwas. Weswegen ich auf den gängigen Portalen das Buch nur mit 4 Sternen bewertet habe. Dennoch ist es ein Muss für die Fans der Dilogie.