Rezension

Etwas schwächer als der Vorgänger, aber durchaus lesenswert, spannend und schockierend.

Schmerzmacher - Veit Etzold

Schmerzmacher
von Veit Etzold

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung:
Hauptkommissarin Clara Vidalis findet sich in einem Albtraum wieder, als mehrere Tötungsdelikte, die als Suizide getarnt sind auftauchen, in denen die DNS von Ingo M. sichergestellt wird – desselben Ingo M., der vor über zwanzig Jahren ihre kleine Schwester missbraucht und ermordet hat. Und dessen sterbliche Überreste in der Berliner Rechtsmedizin seziert wurden. Wie kann es sein, dass ein Toter mordet, wieder und wieder? Und warum hat sich sein Modus Operandi, die Handschrift jedes Mörders, so verändert? Die Wahrheit ist handfester und zugleich entsetzlicher, als Clara es sich in ihren dunkelsten Nächten ausgemalt hat.

Meinung:
Nachdem mir ja der letzte Teil „Tränenbringer“ ganz gut gefallen hatte, war ich natürlich auch gespannt, was mich im neuen Fall erwarten würde.

Dabei muss ich sagen, dass ich den Einstieg ins Buch nicht ganz so gelungen fand. Da in der Handlung vom letzten Teil bis jetzt eine große Zeitspanne übersprungen wurde, in der sich für Protagonistin Clara auch viel ereignet hat. Denn, der Stand im letzten Teil war, dass sie ihr Kind verloren hat. Nun hat sie eine Tochter, die bereits in die Kita geht. Dieser Umstand hat mich anfangs schon ziemlich verwirrt, weil ich dachte, ich habe einen Teil dazwischen verpasst oder so viel vom Vorgänger falsch in Erinnerung. Auch, was in dieser Zeit sonst alles passiert ist, erfährt man leider nicht.

Nachdem ich mich damit arrangiert hatte, bin ich aber doch ganz gut ins Buch gekommen. Das Widersehen mit bekannten aus dem letzten Teil ist schön, auch wenn sie dieses Mal zum Teil doch etwas sehr kleine Rollen haben.

Im Fall muss sich Clara stark mit ihrer schmerzvollen Vergangenheit auseinandersetzten. Denn die DNA vom Mörder ihrer Schwester Ingo M. taucht wieder auf und sorgt für Verwirrung, da er eigentlich tot ist und reißt natürlich auch alte Wunden auf. Aber auch noch ein alter Täter aus dem ersten Band der Reihe tritt wieder in Erscheinung, nämlich der Namenlose. Da ich die alten Teile nicht kenne, konnte ich vielleicht nicht alle Verknüpfungen herstellen, auch wenn der Autor sich schon bemüht hat, alle wichtigen Infos dazu nochmal mit einfließen zu lassen. Dies war auch ausreichend, aber Leser wollen ja immer gern alles genau wissen, weshalb es doch nicht schaden würde, wenn man „Final Cut“ gelesen hat.

Erzählt wird die Geschichte auch wieder aus mehreren Perspektiven. Dabei gibt es auch noch Rückblicke in die Vergangenheit bzw. die Gedankenwelt des Täters, in der einige grausame Sachen ans Licht kommen.

Prinzipiell hat der Autor wieder eine gute Mischung aus schockierenden Andeutungen und Entwicklungen, die das Kopfkino lebendig werden lassen, ohne dass er die Details wirklich ausschreiben muss und ein bisschen wohlplatziertem Humor, Dramatik und zusätzlichen Infos geschaffen. Leider verrennt er sich manchmal auch ein bisschen in unnützen Details, z. B. werden die Aussagen bei der Taufe ständig wiederholt, aber im Großen und Ganzen lässt sich „Schmerzmacher“ gut und schnell lesen.

Die Handlung ist zumeist kurzweilig und durchdacht, auch wenn der Fokus auf den alten Ereignissen liegt. Es gibt einige Wendungen, die für den Leser zum Teil aber doch eher ersichtlich sind, als für die Ermittler. Das Ende ist recht zufriedenstellend.

Fazit:
Insgesamt fand ich „Schmerzmacher“ ein kleines bisschen Schwächer als den Vorgänger, aber durchaus lesenswert und spannend. Vor allem die angedeuteten Grausamkeiten schockieren und fesseln den Leser sehr ans Buch, wobei er natürlich auch die Antworten auf die offenen Fragen wissen möchte. Diese Antworten sind für den Leser doch teilweise etwas leicht kombinierbar und manchmal verrennt sich der Autor auch etwas in unnötigen Details, aber im Großen und Ganzen lässt sich der Thriller gut lesen und sorgt zumeist für kurzweilige Unterhaltung. Deshalb vergebe ich doch noch knappe 4 Sterne.