Rezension

Etwas sperrig

Florence Nightingale - Hedwig Herold-Schmidt

Florence Nightingale
von Hedwig Herold-Schmidt

Bewertet mit 3 Sternen

Florence Nightingale, Heilige, Gelehrte, Furie oder Emanze? Wer war die Frau hinter der Legende? Das möchte die Autorin mit diesem Buch aufdecken – und schafft es nicht. Die Frau, die sie hier präsentiert ist fast eine Nebenfigur in ihrer eigenen Geschichte.

Hedwig Herold-Schmidt skizziert detailreich eine Ära, den Zeitgeist des viktorianischen Zeitalters, die Stellung der Frau zu dieser Zeit, das Gesundheitswesen in England, die Organisationsstruktur des britischen Militärs, den Krimkrieg in allen Einzelheiten und vieles mehr. Irgendwo dazwischen wirkte Florence Nightingale und polarisierte bei Zeitgenossen und Historikern. Zum Teil wurde ihr Schaffen bewundert und verklärt dargestellt. Dann wieder wurde ihr ihre burschikose Art beanstandet, die allen geforderten weiblichen Tugenden widersprach. Einerseits war es ein Unding, wenn sich eine Frau in Männerangelegenheiten einmischte, andererseits hat sie tatsächlich Gutes getan und das britische Gesundheitswesen maßgeblich verbessert.

Die Autorin schlüsselt sehr schön auf, warum es schwierig ist, ein realistisches Bild dieser besonderen Frau zu bekommen und versucht es wohl deshalb gar nicht erst. Sehr schade. Eine Frau, die so viel schriftlich hinterlassen hat, müsste doch ein klein wenig mehr lebendig werden können. Die äußerst sparsam eingesetzten Zitate beweisen das.

Auch der Erzählstil dieses Werks ist recht sperrig. Endlos lange Sätze werden noch und noch mit Informationen bereichert. Man muss sehr aufmerksam lesen, sonst verliert man den Faden.

Dieses Buch hat mir ein klein wenig Neues über das viktorianische England vermittelt und recht plastisch den Krimkrieg geschildert. So gesehen hat sich das Lesen durchaus gelohnt. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, Florence Nightingale kennengelernt zu haben. Sie bleib eine schemenhafte Gestalt, fast wahnhaft, kränkelnd und überspannt. So kann sie eigentlich nicht gewesen sein.