Rezension

Etwas träge....

Das Wochenende - Bernhard Schlink

Das Wochenende
von Bernhard Schlink

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Das Wochenende“ von Bernhard Schlink ist ein kammerspielartiger Roman über den Terroristen Jörg, der nach über 20 Jahren begnadigt wurde und nun wieder zurück ins Leben finden muss. Seine Schwester hat für das erste Wochenende auf freien Fuß ein Treffen mit alten Freunden und Weggefährten organisiert, um ihrem Bruder die Rückkehr zu erleichtern. Dieses Treffen gestaltet sich aber immer mehr zur Konfrontation mit der Vergangenheit und lässt alte Zwistigkeiten wiederaufleben….

Dieser Roman beschäftigt sich mit dem Thema Terrorismus der 70er Jahre in Deutschland. Erinnerungen an die damalige allgegenwärtige RAF werden hier wach. Die Aktionen und Terroranschläge dieser Organisation gehörten damals fast täglich in die Medienberichterstattung und verbreiteten deutschlandweit Angst und Unsicherheit.

Der Schauplatz der Geschichte ist ein altes heruntergekommenes Herrenhaus auf einem parkähnlichen Anwesen. Die Szenerie wirkt überaus idyllisch und anheimelig….die Atmosphäre zwischen den beteiligten Personen allerdings entwickelt sich durch die entstehenden Diskussionen über Schuld, Verrat und Loyalität immer bissiger und feindseliger.

Das Thema hat mich persönlich sehr interessiert. Ich habe einen Roman mit tiefgehender Betrachtung der Ereignisse während der  Terrorjahre in Deutschland erwartet, der auch die kausalen Zusammenhänge zwischen den Taten und den terroristischen Intentionen deutlich macht. Dies war meiner Meinung nach nicht der Fall.

Die Charaktere in diesem Buch erschienen mir zudem äußerst blass und fragwürdig. Vor allem Jörg konnte in meinen Augen nicht überzeugen. Stur beharrt er auf seine veraltete Ideologie und wirkt in keinster Weise geläutert. Die Endlosdiskussionen über die immer gleichen Fragen und Problempunkte sind absolut inhalt- und ergebnislos, so dass der Roman für mich eigentlich ins Blaue lief.

Schade, dass eine derart wichtige Epoche in der Geschichte Deutschlands keine bessere Darstellung und Beurteilung gefunden hat.

Lediglich der einzigartige Schreibstil von Schlink hat mich einigermaßen gnädig gestimmt.

Wer sich mit dem Thema des linksextremistischen Terrorismus beschäftigen möchte, kann sicher mal einen Blick in das Buch riskieren….tiefgreifende Aufarbeitung ist allerdings nicht zu erwarten.