Rezension

Etwas war passiert.

Revival - Stephen King

Revival
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

»Zitternd blickte ich zum Mond hinauf und fragte mich, wer – oder was – mich da im Griff gehabt hatte. Dass ich von etwas beherrscht worden war, war mir nämlich klar. Als ich wieder in meinem Zimmer lag …, bemerkte ich, dass ich in eine Glasscherbe getreten war und mir ziemlich übel den Fuß aufgeschnitten hatte. Davon hätte ich aufwachen müssen, aber das war nicht geschehen. Weshalb? Weil ich gar nicht geschlafen hatte. Da war ich mir sicher. Etwas hatte mich aus mir selbst herausgeholt und dann die Gewalt über mich übernommen, um mich wie ein Automobil zu steuern. …… Etwas war passiert.«

Jamie Morton ist sechs Jahre alt, als er Charles Jacobs kennenlernt. Dieser ist ein junger, methodistischer Pfarrer und gerade neu in der Gemeinde von Jamies Familie. Mit seinem Charisma gewinnt der junge Prediger schnell die Herzen der ganzen Gemeinde und auch die Jugend liebt ihn und seine Art, mit elektrischen Spielereien und kleinen Zaubertricks biblische Inhalte zu vermitteln. Nach einem furchtbaren Unfall jedoch verliert Jacobs seinen Glauben und verlässt die Gemeinde. Viele Jahre später begegnen er und Jamie sich wieder. Jamie ist zu dieser Zeit ein drogenabhängiger Musiker und völlig am Boden und Jacobs eine Art von Magier, der auf Jahrmärkten elektrische Experimente vorführt. In der Folgezeit werden sich die Wege der beiden immer wieder kreuzen und Jamie erkennt, dass Jacobs‘ Experimente von Mal zu Mal spektakulärer werden, scheinbar nicht ohne Folgen bleiben und auf irgendein unbekanntes, aber vermutlich schreckliches Ziel hinsteuern...

 

Mit diesem Buch beweist Stephen King erneut, dass (gefühlt) in jeder Kleinstadt in Neuengland das Böse haust. Anfänglich wirkt alles harmonisch, friedlich, idyllisch. Wer King kennt, der weiß, dass dieser Schein trügt. Langsam schleicht sich das Grauen an, überfällt Protagonisten und Leser wie aus heiterem Himmel und lauert von dieser Zeit an bedrohlich und beständig im Hintergrund. Von Zeit zu Zeit blitzt es ein wenig auf, tarnt sich dann mit Phasen voller vermeintlicher Normalität um sich letztlich zu einem furiosen Höhepunkt hin zu steigern. Ich persönlich finde diese Art des Spannungsaufbaus genial, ich könnte mir aber vorstellen, dass anderen Lesern diese zwischenzeitlichen „Normalphasen“ zu ruhig sind.

 

Für mich waren die etwas über 500 Seiten viel zu schnell gelesen. Lediglich den Höhepunkt hatte ich mir persönlich noch grauslicher vorgestellt. Aber welche Schilderung kann schließlich auch gegen die eigene Phantasie bestehen?

 

Fazit: Da hat Mr. King ja wieder einen fiesen Alptraum gehabt! Den Leser freut’s ;-)

 

»Den größten Teil meines Lebens habe ich jene verflucht, die versuchen, diese Stupidität und Sinnlosigkeit zu erklären, indem sie was vom Glauben schwafeln und Kindergeschichten über den Himmel erzählen. Derartiges Geschwätz hat mich nie getröstet, und das gilt mit Sicherheit auch für dich. Aber dennoch … da ist etwas.«