Rezension

Etwas wirrer Charakter strahlt auf die Geschichte aus

Mordflüstern - J. J. Preyer

Mordflüstern
von J. J. Preyer

Bewertet mit 3 Sternen

In "Mordflüstern" von J.J. Preyer stößt ein Buch über Serienmorde eine Mordserie in Hamburg an. Der Schriftsteller Lars Faber hat eigentlich schon genug mit sich selbst zu tun, aber versucht trotzdem herauszufinden, wer auf Grundlage seines Krimis, zum Serienmörder geworden ist.

Zum Inhalt:

Der Schriftsteller Lars Faber, kehrt nach Hamburg zurück. Dort nimmt er das Flüstern seiner verstorbenen Mutter wahr. Keine leichte Kost, denn diese Flüsterstimme fantasiert (oder berichtet) von Morden an Männern, die seine Mutter schlecht behandelt haben. Dieses Flüstern motiviert Lars Faber einen Krimi über diese Idee zu schreiben. 
Kaum ist das Buch veröffentlicht, beginnen - ähnlich wie in seiner Geschichte - Morde an selbstherrlichen Männern in Hamburg. Der Täter hinterlässt eindeutige Hinweise, die einen direkten Zusammenhang zu Fabers Buch entstehen lassen. 
Lars Faber versucht selbst herauszufinden, wer der Mörder ist. Als sein Onkel entführt wird und ein abgetrenntes Ohr zugeschickt wird, beginnt es auch für Faber und sein Umfeld Ernst zu werden.

Mein Eindruck:

Ich werde leider mit diesem Titel nicht warm. J.J. Preyer erzählt in der Ich-Perspektive des Lars Faber. Kein einfacher Charakter. Faber stellt sich mir als etwas sehr durcheinander, etwas verpeilt und planlos dar. In Teilen fällt es mir schwer, Fabers Gedanken und Überlegungen zu folgen. Seine Vermutungen zu der oder dem Täter/in sind mir oft zu unvollständig, was aus der Ich-Perspektive beschrieben unglücklich wirkt. 
In Zusammenhang mit seinen Freunden (er ist schwul) hatte ich den Eindruck, dass er durchaus eine emotionale Seele besitzt und sogar lieben kann. Auf der anderen Seite belastet ihn die Entführung seines Onkels in keinster Weise. Neben der Serienmorde ist Fabers Suche nach dem eigenen Glück bzw. nach einem Lebenspartner ein weiterer Schwerpunkt, der Raum einnimmt.
Die weiteren Charaktere sind meines Erachtens gut skizziert und fügen sich auch entsprechend in die Geschichte ein. Die mitspielenden Polizeibeamten sind mir in diesem Sinne, allerdings etwas zu unvoreingenommen und sogar zu lieb.
Die Geschichte bleibt auf einem relativ stabilen Spannungslevel. Ich denke, dass man aus der Grundidee durchaus mehr hätte machen können. Gerade das Flüstern der Mutter schafft zu Beginn eine sehr interessante Stimmung, die aber nicht über das ganze Buch aufrecht gehalten wird. Einige Sprünge und Schritte von Lars Faber können mich auch nicht vollends überzeugen. Die im Buch direkt beschriebene charakterliche Entwicklung kann ich als solches nicht nachvollziehen.
Das Buch spielt in Hamburg, wie der Untertitel "Hamburg-Krimi" schon verspricht. Tatsächlich kommen einige präsente Orte aus der Stadt in der Geschichte vor. Auch sprachlich versucht der Autor sich an die norddeutsche Schnauze etwas anzupassen. 

Fazit:

"Mordflüstern" wirkt auf mich leider zügig dahingeschrieben und insgesamt auch etwas wirr. Das mag dem Charakter Lars Faber gerecht werden und auch so gewollt sein, aber das entspricht weniger meinem Anspruch an eine Geschichte, der ich gerne folgen möchte.