Rezension

etwas zu viel...

Herz aus Glas - Kathrin Lange

Herz aus Glas
von Kathrin Lange

Juli ist wenig begeistert, die Winterferien auf Martha’s Vineyard verbringen zu müssen. Auf der Insel trifft sie den verschlossenen David, dessen Freundin bei einem Sturz von der Klippe ums Leben kam. Bald erfährt Juli, dass ein Fluch für den Tod weiterer Mädchen verantwortlich sein soll. Nachts hört sie flüsternde Stimmen. Als sie sich in David verliebt, merkt sie nicht, welche Gefahr dies bedeutet.

Meine Meinung:

Danke an den Arena-Verlag, für das Rezensionsexemplar zu Herz aus Glas.
Ich muss ehrlich gestehen, dass dieses Buch eine absolute Coverliebe war. Gesehen, verliebt und das Bedürfnis, es haben zu müssen. Erst nachdem die rosarote Brille bereits auf meiner Nase saß, kam der Klappentext hinzu. Ein Fluch? Klippen? Das verspricht mysteriös zu werden. Also zweimal "check".
Das Cover ist aber noch viel schöner anzufassen, als nur anzuschauen, mit den kräftigen Prägungen. Ganz große Klasse!

Die Charakter sind schnell eingeführt, allen voran Juli - ein aufgeweckter Teenager, die ihr Leben zwar bei ihrrem Vater verbringt, aber eben keine Mutter hat. Das stört sie wenig, denn sie macht ihren Weg dennoch und das recht selbstständig, denn als Bestsellerautor ist ihr Vater eben sehr eingespannt.
Auf der Insel trifft sie natürlich auf David (aufpassen, nicht David, sondern mit Betonung auf dem i). David ist - nun, sagen wir mal schlicht: seltsam. Sehr in sich gekehrt, trauernd eben, da er seine Verlobte auf den Klippen verloren hat. Das hat so ein bissl was von Harry Potter. Am besten wird seine Verlobte als "du weißt schon wer" bezeichnet, denn so richtig auszusprechen traut sich das niemand.
Henry ist Davids bester und wohl einziger Freund und wohl einer der wenigen, neben Davids Vater, der den Burschen nicht mit Samthandschuhen anlangt.
Taylor ist ein kleiner Wirbelwind, die eigentlich für Jason, Davids Vater arbeitet, sich aber eigentlich um die Wehwehchen von allen kümmert.
Grace gibt es auch noch, so ein durchgeknalltes Hausmädchen. und eben noch einige andere Namen, die als Beiwerk dienen.

Die Sprache ist flüssig, ruhig, mit Spannungsbögen. Eigentlich recht angenehm zu lesen. Alles ist schön beschrieben. Ich konnte mir Sorrow und die Stimmung gut vorstellen. Es gab hier und da ein gewisses Kitzeln, aber so ganz wollte der Funke nicht überspringen.

Fazit:
Ja, da wären wir also. Ich sag es ungern: wirklich vom Hocker gehauen, hat mich das Buch nicht. Ich würde dies gerne erklären und versuche dabei, sowenig als möglich zu spoilern.
Besonders gefallen hat mir die Aufmachung und Verarbeitung, keine Frage, bei Arena sind einfach Profis am Werk. Auch das Feeling, welches in der Geschichte hier und da transportiert wurde, war glaubhaft und fesselnd - doch da beginnen dann auch die Probleme.
Juli war mir recht sympathisch, bis sie auf Sorrow eintraf. Sie war mir von Beginn an etwas zu naiv. Ehrlich gesagt, ist gerade auf den ersten Seiten der Hinweis auf den Titel doch recht signifikant gesät. Recht häufig wird hier darauf hingewiesen, wie sehr Juli glaubt, ihr Herz sei aus Glas. So sehr, dass ich mich schon etwas verwirrt glaubte und dachte, die Geschichte driftet ins Genre Fantasy ab?!
Aber der Teil mit dem Fluch wiederum wurde sehr schön ausgeschmückt, alle Achtung Grace!
Dann wiederum ist da David. David. Hm. Ich mag ihn nicht. Ich mochte ihn am Anfang nicht (was sicherlich so gewollt war), mochte ihn in der Mitte nicht und am Ende leider noch immer nicht. Die Tatsache, weshalb er so ist, wie er ist, war mir zu plump - zu einfach. Schlicht nicht nachvollziehbar, bzw. nicht realistisch genug.
Taylor hingegen ist super gelungen. Sie wird mit Grace ein echter Springball, der die Spannung am Leben erhält.
Kommen wir zurück zu Juli, die, meiner Meinung nach, viel zu lange braucht, bis ihr mal der Kragen platzt, andererseits ist sie mit einer tollen Menschenkenntnis gesegnet, das habe ich wiederum bewundert. Ihre Aussetzer, dank der rosaroten Brille, seien ihr daher verziehen.
Passagen mit Henry sind ein zweischneidiges Schwert, wobei er mir echt sympathisch war. Seine Bilder würde ich gerne live sehen :)
Was ich eigentlich damit sagen will. Die Geschichte kommt in Wellen. Es gibt Passagen, da ertappte ich mich dabei, ob es auffallen würde, weiterzublättern und es gab Passagen, da wollte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Als Abschlußgefühl war ich sehr zwiegespalten. Einerseits dankbar, dass trotz des ersten Teils, die Haupthandlung recht plausibel und nett aufgeklärt wurde. Ebenso ist das "Verdächtigen-Ping-Pong" der Autorin sehr gut gelungen, gleichsam blieb aber auch ein "Das war alles"? Gefühl übrig.
Es mag vielleicht etwas hart klingen, und sicherlich werden viele Leser die Entwicklung von Juli und David, sowohl solo, als auch im Zusammenspiel toll finden, mich jedoch konnte diese Beziehung nicht überzeugen, daher eine mittlere Bewertung für diesen Auftakt.