Rezension

Etwas zu viel Kampf

Department 19 - Das Gefecht - Will Hill

Department 19 - Das Gefecht
von Will Hill

Bewertet mit 3 Sternen

»Ben spürte ein unangenehmes Kribbeln im Magen, als er langsam hindurchfuhr. Die Tore von Broadmoor standen niemals offen, und selbst wenn der Elektrozaun ausgefallen war, hätten sie niemals so dicht ans Torgebäude herankommen dürfen, ohne angehalten zu werden. Dass beide Tore offen standen, war schlicht undenkbar. Und ihm fiel noch etwas anderes auf. Er fuhr sein Fenster halb herunter, spürte die milde Nachtluft auf seinem Gesicht und horchte nach draußen. Die Alarmsirene heulte an- und abschwellend weiter. Aber in den leisen Phasen war kein Laut zu hören. In der Klinik herrschte normalerweise selbst nachts lärmender Betrieb. Sie hätten das Trampeln schwerer Stiefel, das Kläffen der Spürhunde von Fußstreifen, die Stimmen von Mitarbeitern der Nachtschicht hören müssen. Stattdessen war es totenstill.«

In 52 Tagen wird Dracula (jawohl, "der" Dracula) wieder zu voller Kraft zurückgefunden haben. Dass er nicht weniger als die Weltherrschaft anstrebt, liegt auf der Hand. Seine Anhänger sind schon zahlreich und werden immer mehr. Auch, weil sie in Hochsicherheitsgefängnisse und geschlossene Kliniken eindringen und die Insassen (bzw. Patienten) in Vampire verwandeln. Jamie Carpenter und seine Mit-Agenten vom Department 19, der streng geheimen Organisation, die sich von ihren Gründungsvätern an (Van Helsing, Harker, Seward usw.) dem Kampf gegen Vampire verschrieben hat, jagen von Kampfeinsatz zu Kampfeinsatz - und müssten sich doch eigentlich noch von dem schweren Schlag aus dem letzten Band erholen, wohlwissend, dass die Uhr tickt...

 

Dieser Band aus der Reihe Department 19 heißt "Das Gefecht" - ein sehr zutreffender Titel. Noch mehr als in den beiden Vorgängern steht der aktive Kampf gegen Vampire im Vordergrund. Das ist ohne Zweifel spannend und wie immer sehr blutig geschrieben. Da zerplatzen Körper, da gibt es riesige Blutlachen, Eingeweide, Verbrennungen und Folter. Die Vampire haben enorme Fähigkeiten, vor allem was Kraft und Stärke angeht. Die "alten" Vampire beeindrucken zudem durch hohe Intelligenz und häufig auch abgrundtiefe Boshaftigkeit. Und auch die Agenten dürfen nicht zimperlich sein...

»Agentin Ellison«, sagte Jamie und wandte sich ihr zu. »Welche Erkenntnisse hat die Identifizierung der Zielperson geliefert?« »Der Mann ist seit Langem als gewalttätig bekannt, Sir«, antwortete Ellison. »Paranoide Schizophrenie, vor gut zehn Jahren diagnostiziert. Eine Verurteilung wegen versuchten Mordes, mehrere Vorstrafen wegen Körperverletzung.« »Was bedeutet das alles zusammengenommen?« »Sofort schießen, Sir. Und weiter draufhalten.«

Passend dazu: Vereinzelt klingt schon mal an, ob man als Department nicht seine generelle Vorgehensweise überdenken müsste. Ob es nicht vielleicht unrecht sein könnte, jeden Vampir zu vernichten? Interessanter Ansatz, ich bin gespannt, ob und in welcher Weise er fortgesetzt wird.

 

Neben den vielen Kämpfen gilt es - mal wieder - einen Verräter in eigenen Reihen zu suchen und weiter nach einem Mittel gegen den Vampirismus zu forschen. Diese Abschnitte fand ich besonders interessant und hätte gern mehr davon gelesen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass gerade der Punkt Forschung auch in weiteren Bänden noch ein großes Thema sein wird. Vermisst habe ich die Blicke in die Vergangenheit, die mir in den vorherigen Bänden so gut gefielen und auch von Dracula und Frankenstein gab es leider nur wenig zu lesen.

 

Ein Punkt, der mich wirklich gestört hat, war der unglaublich tolle Trainingszustand unserer jungen Protagonisten. Nach wenigen Wochen Training und Kampf haben sie eine Kraft und Erfahrung, für die man normalerweise Jahre brauchen würde. Gut, die Reihe läuft als Jugendbuch und deshalb müssen die jungen Leute besser, schlauer und toller sein als alle, die schon die 30 hinter sich gelassen haben, aber sooo sehr übertreiben wäre trotzdem nicht nötig gewesen. Ich habe mich an einigen Stellen dabei ertappt, dass ich den durch die Luft fliegenden Vampir als weniger unlogisch empfand als seinen menschlichen jugendlichen Gegenspieler ;-) Überhaupt hat zum Charme der ersten Bände gehört, dass die Jugendlichen in vielen Punkten auch noch wie wirklich junge Menschen wirken, das blitzte hier - für mein Empfinden - nur noch sehr selten durch.

 

Fazit: Bislang der schwächste Band der Reihe. Weiterlesen werde ich trotzdem, ich will schließlich wissen, wie es ausgeht ;-) Wer noch nichts vom Department 19 gelesen hat: Die Reihe unbedingt von vorne lesen (Band 1: Die Mission, Band 2: Die Wiederkehr)

 

»Wir bewahren das größte Geheimnis der Welt, und wir haben gemordet und gemordet und gemordet, um es zu schützen.«