Rezension

Etwas zu vorhersehbar, aber tolle Charaktere

Slide - Durch die Augen eines Mörders - Jill Hathaway

Slide - Durch die Augen eines Mörders
von Jill Hathaway

„Der gestrige Abend schlägt wie eine Welle über mir zusammen, und ich werde zurück in den Albtraum gesogen. […] Sie wurde ermordet. Und ich war dabei.“ -S.78

 

Jill Hathaways „Slide“ ist ein Jugendthriller vermischt mit Fantasyelementen. Ein junges Mädchen begeht scheinbar Selbstmord, doch die junge Vee weiß, dass es Mord war. Woher sie das weiß? Tja, sie war dabei. Und zwar im Körper des Mörders.

Vee ist die Protagonistin unserer Geschichte und ein sehr spezieller Charakter. Sie hat schon viel in ihren jungen Jahren erleben müssen, was sie geprägt hat. Das ganze scheint sie nun in ihrem Auftreten und Verhalten anderen Menschen gegenüber zu verarbeiten. Sie war mir sofort sympathisch und sie macht auch durchaus eine Entwicklung innerhalb der Geschichte durch.

Seit sie denken kann, hat sie diese seltsame „Krankheit“, durch die sie selbst ohnmächtig wird und sich kurz danach in den Körpern anderer Menschen wiederfindet. Sie ist jedoch nur stiller Beobachter, kann nicht eingreifen. Als sie dadurch eines Abends den Mord an einem jungen Mädchen beobachtet, setzt sie alles daran das Verbrechen aufzuklären, denn sie weiß nicht, in wen sie genau gewandert ist.

Das ist die Ausgangssituation des Jugendthrillers und diese hält augenscheinlich sehr viel Potenzial für ihre Leser bereit. Ich wollte ebenso wie Vee wissen, wer der Mörder ist und fühlte mich früh von dem Geschehen gefesselt. Nach der Hälfte jedoch hat das leider stark nach gelassen. Die Autorin präsentiert uns ständig mögliche Tatverdächtige, von denen jedoch stets sofort klar ist, dass sie es nicht waren. Wer der wahre Täter ist, war für mich hingegen schnell klar, wodurch dem ganzen einiges an Spannung genommen wurde.

Die eigentliche Aufklärung gegen Ende, fand ich dann irgendwie...ich weiß nicht, etwas too much und auch irgendwie ein wenig unlogisch. Schon mehrere Seiten zuvor war das eigentliche Motiv des Täters klar, doch das ganze drum herum war sinnlos und wirkte zu weit hergeholt.

 

Die anderen Charaktere der Geschichte haben mir hingegen gut gefallen. Die Autorin war stets bemüht, jedem noch so kleinen Nebencharakter Tiefe zu verleihen, was ihr auch gelungen ist. Überwiegend haben wir hier eine große Sammlung von sehr unsympathischen und belasteten Charakteren, was mir aber wiederum gefallen hat. Denn diese Charaktere haben Ecken und Kanten, ich als Leser konnte nachvollziehen, warum sie auf eine gewisse Art und Weise handeln. ( Bis auf den eigentlichen Mörder, das war, wie oben schon erwähnt, ein wenig sehr abgedreht.)

 

 

Alles in allem ist „Slide“ von Jill Hathaway ein kurzes Lesevergnügen, dessen Thrillerelemente ein bisschen besser hätten verpackt werden können. Das Potenzial war da, lag in den tollen Charakteren und dem spannenden Mix aus Fantasy und Thrill. In der Umsetzung hat es jedoch ein wenig gehapert, sodass es für mich nur 3.5 Sterne wurden.