Rezension

Eulenhexen und Nachtmahre

Eulenherz - Mina Kamp

Eulenherz
von Mina Kamp

Aufmerksam wurde ich auf den Roman durch das schöne Cover, das mit dem Gesicht hinter der Feder sehr geheimnisvoll wirkt und farblich meinen Geschmak trifft. Auch der Klappentext klang vielversprechend und so war meine Neugier geweckt.

Zum Glück, denn mich hat "Eulenherz" positiv überrascht! Die Eulenhexen als Gegenpart zu den bekannten Nachtmahren gefiel mir als Idee sehr gut und waren auch etwas neues, von dem ich in der Form noch nie gelesen habe. Mit Eulen in der Nacht zu Träumenden zu reisen, ist eine schöne Vorstellung und die Verbindung zwischen Eulenhexe und ihren Seelentier mochte ich gerne. Definitiv eie gelungene Neuinterpretation der Sagen rund um Nachtmahre. 
Zudem spielen Träume eine größere Rolle im Roman und sind nahtlos in die Handlung eingeflochten. So wechselt die Handlung öfter in die teilweise verwirrende, sprunghafte, manchmal schöne, manchmal unheimliche Traumwelt der Menschen. Ich mag sowas einfach gerne lesen und fand die Träume, deren Voranschreiten man selten erahnen kann, realistisch dargestellt.

Die Handlung wird aus der Sicht von Vivica erzählt und beginnt einige Jahre vor der eigentlichen Story mit einem recht großen Knall, der Vivicas Leben auf den Kopf stellt. Der Einstieg war somit direkt spannend und unerwartet. Auch im weiteren Verlauf wird der Leser immer wieder von unerwarteten Wendungen überrascht, sodass es nie langweilig wird. 

Allerdings verläuft die Handlung im Mittelteil auch lange Zeit eher zögerlich voran, als Vivica und ihre Freundin Ella mehr herauszufinden versuchen und dabei doch relativ lange auf der Stelle treten. Hier hätte man das schnelle Tempo vom Anfang mehr beibehalten können. Vivica handelt in dieser Zeit auch nicht unbedingt immer nachvollziehbar, flüchtet beispielsweise vor einer Situation, die ihr die Lösung für ihr Verhalten/ihre Besonderheit liefern könnte und kommt erst Kapitel später auf die Idee, nochmal nachzuhaken.

Von dieser Schwäche abgesehen, konnte mich der Spannungsbogen mit den überraschenden Wendungen und der allmählichen Auflösung von Vivicas Bestimmung aber überzeugen. Im Zusammenhang damit sind regelmäßig Kapitel aus der Vergangenheit um 1700 eingebaut, die mit Vivica in Zusammenhang zu stehen scheinen... Auch hier war der Mix aus Andeutungen und Auflösungen gelungen.

Das Ende ist dann nochmal richtig spannend und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so dringend wollte ich wissen, wie sich alles auflöst.
Besonders gut gefallen haben mir außerdem die Charaktere. Niemand von ihnen ist klar schwarz-weiß gezeichnet, jeder hat seine Gründe, seine Macken und liebenswerten Charakterzüge. Sogar Abel als fiesen Nachtmahr konnte ich ein Stück weit verstehen. Die Charaktere wirken dadurch sehr lebendig und man fiebert gerne mit ihnen mit. Auch die Liebesgeschichte war nachvollziehbar eingebaut und hielt sich zum Glück eher im Hintergrund, auch wenn der Roman als Romantasy eingeordnet wird. Ich finde es immer störend, wenn die eigentliche Handlung hinter Liebelein zurückstecken muss, aber das ist hier absolut nicht der Fall. Trotzdem ist die Liebe ein wichtiges Thema, das sich durch den ganzen Roman zieht und die verschiedenen Seiten zeigt, die Liebe mit sich bringen kann.

"Eulenherz" bekommt von mir eine klare Empfehlung an jeden, der gerne Fantasy-Geschichten mit einem Hauch Romantik liest!