Rezension

Euphoria hat alles, was ein guter Roman braucht

Euphoria - Lily King

Euphoria
von Lily King

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem ich euch Euphoria auf Instagram gezeigt habe, möchte ich euch natürlich auch meine Rezension zu diesem tollen Buch nicht vorenthalten. Wie ich Euphoria finde, könnt ihr heute hier erfahren.

Allgemeines:

Euphoria ist 2014 auf Englisch, 2015 auf Deutsch und im Juli 2017 als Taschenbuch bei dtv erschienen. Euphoria ist Lily Kings vierter Roman. Die drei Vorgänger wurden preisgekrönt. Für Euphoria erhielt King den renommierten Kirkus Prize. Die New York Times wählte Euphoria sogar zu einem der besten Bücher des Jahres 2014. Sämtliche Kritiken sind durchweg fast euphorisch zu nennen – wie passend!

Lily King lebt mit ihrer Familie in Maine. Für ihre Hauptfigur Nell ist die berühmte Ethnologin Margret Mead, die von 1901 bis 1978 lebte und im südpazifischen Raum fremde Kulturen erforschte, das historische Vorbild. Ebenso wie Nell stieß sie sowohl auf große Kritik als auch Anerkennung. Beide sind starke Frauenfiguren, die wissen, was sie wollen.

Inhalt:

„Neuguinea, Anfang der dreißiger Jahre: Die amerikanische Ethnologin Nell Stone, bereits in ihrer Jugend berühmt, ist körperlich am Ende, als sie mit ihrem Mann Fen nach langer Feldforschung zu einer Kolonialstation zurückkehrt. Dort begegnen sie Andrew Bankson aus England, auch er Ethnologe, der ihnen eine Zusammenarbeit vorschlägt. Erschöpft von vergeblichen Versuchen, die Stämme am Sepik-Fluss zu erforschen, gelangt das Trio zu den Tam, einem von Frauen dominierten Stamm. Schon bald entwickelt sich zwischen Nell und Andrew mehr als nur eine enge Arbeitsbeziehung. Und je tiefer die Wissenschaftler die ungewöhnlichen Rituale der Tam erforschen, desto deutlicher treten individuelle Wünsche und Interessen hervor. Die Spannungen, denen sie bald ausgesetzt sind, enden dramatisch …“ (Quelle: dtv)

Meine Meinung:

Euphoria ist viel mehr, als man zunächst denkt. Viel mehr, als man zunächst erwartet. Und viel mehr, als man glaubt, sich vorstellen zu können.

Nach dem Lesen der ersten 50 Seiten war mein Eindruck von Euphoria: gut lesbar, vorhersehbar, typische Ménage à Trois, wer gut oder böse ist, ist klar. Je weiter ich jedoch gelesen habe, desto vielschichtiger wurde der Roman. Lily King konnte mich immer mehr überraschen und mit der von ihr entworfenen Geschichte einfangen.

Die drei vorhandenen Erzählperspektiven erfordern höchste Konzentration, wenn man den Faden während der Lektüre nicht verlieren will. Der Faszination des Fremden kann man sich jedoch einfach nicht entziehen. Dazu trägt Kings detaillierter Schreibstil einen großen Teil bei. Ihre drei Protagonisten Nell, Fen und Andrew haben vollkommen unterschiedliche Beweggründe, sich mit den verschiedenen Stämmen Neuguineas zu beschäftigen, gleichzeitig hält das Interesse an fremden Kulturen sie aber auch zusammen, zumindest vorerst…

King entwirft eine Dreiecksgeschichte innerhalb der Ethnologen, die man selbst vermutlich so nicht erleben möchte. Die Dramatik innerhalb der Handlung steigert sich stetig, allerdings auf fast unbemerkte Weise. Das führt beim Leser zunächst zu Unbehagen bis hin zur Unerträglichkeit. Diese Art des Spannungsaufbaus macht das Buch so toll und faszinierend.

Wer Das Wesen der Dinge und der Liebe von Elizabeth Gilbert, Pandora im Kongo von Albert Sanchéz Pinõl oder Was mit dem weißen Wilden geschah von François Garde liebt, der wird auch Euphoria lieben.

Fazit:

Euphoria hat alles, was ein guter Roman braucht: eine gut erzählte Geschichte, überzeugende Charaktere und ein Thema, das immer interessanter wird, je länger man liest. Ich werde mich nun auch an Kings andere Bücher wagen. Ich bin sehr gespannt!