Rezension

Europäische Flüchtlinge in Afrika - Grandiose Umkehrung der jetzigen Situation!

Der Weizen gedeiht im Süden - Schulz Erik D.

Der Weizen gedeiht im Süden
von Schulz Erik D.

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung
Dies ist eines dieser Bücher, die unscheinbar daherkommen und wenn man sie gelesen hat, lange nachwirken.

Es geht hier um Endzeit, die Postapokalypse in Europa. Durch politische Unstimmigkeiten und verbale Kriege kommt es zum Äußersten, womit keiner gerechnet hat. Die Finger am roten Knopf widerstanden nicht, sondern drückten ihn. Der Atomkrieg zerstörte ganz Europa. Dass dies geschehen könnte dachten sich ein paar kluge Köpfe und bauten an verschiedenen Standorten Bunker, in denen eine Anzahl von Menschen sich für sehr teures Geld ihren Platz in der Zukunft sichern konnten. Der erste Teil spielt in so einem Bunker in der Schweiz.

Weniger Leute, als Plätze erkauft wurden, befinden sich darin, denn nicht jede*r schaffte es rechtzeitig dorthin. Diese Bunker versorgen sich autark. Es wurden rechtzeitig Vorräte reingeschafft, die ein langes Überleben unter Tage sichern sollen, mindestens, bis die Radioaktivität weniger geworden ist, sich die Ozonschicht etwas erholt hat und man evtl. wieder an eine Rückkehr an die Oberfläche denken könnte.

Wir lernen in diesem ersten Teil das Leben im Bunker und die wichtigsten Bewohner kennen. Und auch hier findet sich leider ein “Diktator”, der die vollumfängliche Macht an sich gerissen hat. Es stellt sich heraus, dass das Leben im Bunker nicht mehr sicher ist. Eine kleine Gruppe Menschen wagt den Widerstand und die Flucht nach oben.

Glücklicherweise ist Milizkommandant Haemmerli Teil der Gruppe. Er ist ortskundig und sieht sich in der Lage die Gruppe auf ihrer Flucht über die Alpen und dann weiter nach Afrika zu führen.

Als die Gruppe es dann endlich nach oben schafft, trifft nicht nur sie der Schlag. Der Autor hat das postapokalyptische Europa sehr gut dargestellt. Die verseuchte Landschaft, die extreme Kälte und der radioaktive Schnee, all das wirkt sehr authentisch und deshalb so beängstigend!

Die unterschiedlichen Charaktere mit ihren verschiedenen Eigenschaften reagieren natürlich nicht gleich auf die aufkommenden Strapazen und auch hin und wieder notwendige Gewalt. Es geht hier ums nackte Überleben, da kann man sich nur bedingt Empathie und Herzensgüte leisten.

Obwohl Teil 2 der schlimmste war, was das Überleben und die Gewalt der Natur angeht, übertrifft der dritte und letzte Teil für mich alles. Es ging mir psychisch nahe. Denn dort, in Afrika angekommen, erlebt der Rest der Gruppe, der es in den Sudan geschafft hat, ebenso schreckliche Zustände und teilweise unwürdige Behandlung, wie die heutigen Flüchtlinge in den verschiedenen Flüchtlingcamps quer durch Europa!

Alleine schon wegen des dritten Teils ist dieses Buch sehr lesenswert! Es bringt die Flüchtlingssituation zu den Europäern, die erstmals am eigenen Leibe erfahren wie es ist, nicht als vollwertiger Mensch behandelt zu werden. Wie es ist, einen Drecksplatz zugewiesen zu bekommen und sich um ein paar Nahrungsmittel zu prügeln, zu wissen, dass nur eine kleine Gruppe von Menschen es schaffen wird von dort wegzukommen und die Restlichen für Monate, sogar Jahre, ohne Zukunft dort festsitzen werden. Dafür lobe ich Erik D. Schulz!

Wahrscheinlich werden dieses Buch leider nicht die Lesen, die es lesen sollten, um über ihr Verhalten nachzudenken. Dennoch ist dieses Buch wichtig und gelungen!

Ich bin durch die Seiten geflogen und kann mir schließlich vorstellen, dass dieses Buch auch verfilmt wird. Als Film würde es funktionieren und ein breiteres Publikum ansprechen.

Meine kleine Kritik ist, dass es gut und gerne ein paar Kämpfe und Verstrickungen mehr hätte geben dürfen. Manchmal war es ein bisschen zu glatt. Ich hätte auch sehr gerne mehr über jeden Abschnitt erfahren! Diese Geschichte hätte noch intensiver und umfassender erzählt werden können, als auf 400 Seiten passte. Eventuell wäre der Stoff sogar für eine Trilogie geeignet gewesen, mit Buch 1 “Im Bunker”, Buch 2 “Das neue Europa” und Buch 3 “Als Flüchtlinge in Afrika”.

Fazit
Toller Plot, spannend und authentisch geschrieben, mit unterschiedlichen und interessanten Protagonisten gespickt, die viel durchmachen müssen, nahestehende Menschen sterben sehen und mehr als einmal aufgeben wollten. Und doch schafft es der Autor ein rundes Buch abzuliefern, das neben schlimmen auch schöne und hoffnungsvolle Zeiten zeigt. Absolut lesenswert, gerade in der jetzigen Zeit!