Rezension

Europapolitischer Schabernack

Herr Sonneborn geht nach Brüssel - Martin Sonneborn

Herr Sonneborn geht nach Brüssel
von Martin Sonneborn

Bewertet mit 5 Sternen

Ich muss direkt zu Beginn erwähnen: Von Politik habe ich nicht die geringste Ahnung. Mir wurde das Buch von einem Bekannten empfohlen, und ich hatte definitiv meinen Spaß beim Lesen. Ungläubiges Kopfschütteln wechselte sich mit lauten Lachern ab (die meine Mitfahrer im ÖPNV regelmäßig irritiert haben).

In chronologischer Abfolge liest man sich durch seine Amtszeit in Brüssel und einmal im Monat für wenige Tage in Straßburg (großartig wahnsinniges Kapitel!), erfährt welche Themen im Europaparlament anstehen, welche Feindschaften sich zu Sonneborn entwickeln und was für Gesetze teilweise so beschlossen (oder abgewendet) werden.
Wenn ein Satiriker wie Sonneborn über das EU-Parlament schreibt, fragt man sich ganz zwangsweise, ob er da nicht ein wenig in seinem Sinne übertreibt; dann guckt man ins Netz und findet in Videos dutzendweise Verifikation dieses Zirkusses der Irren, die von Brüssel aus regieren.
Besonders ulkig fand ich ja, dass sich die etablierten Parteien einerseits über DIE PARTEI lustig machen, sie nicht ernst nehmen wollen und herabwürdigen, auf den letzten Seiten des Buches jedoch erwähnt wird, dass ebendiese anderen Parteien neidisch auf die Reaktionen zur Partei- und Pressearbeit der PARTEI reagieren. Aber diese Wirkung hat die PARTEI, am eigenen Handeln dasjenige der anderen Parteien aufzuzeigen und zu einer Bewertung einzuladen wie die Goldverkäufe der NPD, welche DIE PARTEI mit EU-Banknotenverkäufen (80 Euro gegen 100 Euro) gekonnt parodiert und angeklagt erfolgreich durch mehrere Gerichtsinstanzen Zuspruch erhalten hat. Aber lest selbst!

Man kann es gut- oder schlechtheißen, wenn eine Satirepartei wie DIE PARTEI mit Sonneborn an der Spitze ihren Schabernack in der Politik betreibt, aber man wird wesentlich mehr erfahren als von anderen Parteien oder ihren Programmen, denn Sonneborn benötigt keine falschen Versprechen, er macht einfach das, was das Titanic-Magazin schon immer gemacht hat auch in diesem Buch – die Politik ein wenig transparenter.